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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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der Feststellung, für die „Empfindungen und Gedanken“119 während des Spa- zierens sei es keineswegs einfach, einen adäquaten „Ausdruck“120 zu finden. Die Frage nach dem Phänomen des Verlierens im Tennisspiel scheint Musil wiede- rum „eine psychologische zu sein“121. In der Studie Randglossen zu Tennisplätzen schreibt er: Ich kann das nur gefühlsmäßig behaupten, aber ich glaube, eine Statistik würde es bestätigen, daß selten ein Ball so scharf oder die Taktik des Gegners so überra- schend ist, daß man nicht darauf erwidern kann, und daß in den meisten Fällen der Zuschauer an einer undefinierbaren Eigenheit der Bewegung vorausweiß, daß der Ball fehlgehen wird.122 Insofern scheint es nur konsequent, dass Musil in der Glosse Durch die Brille des Sports auch einen „gewissen Zusammenhang zwischen Sport und Brille“123 herstellt, um durch die Verknüpfung der Bedeutungsbereiche Sport und Seh- behelf insbesondere Kritik an der inhaltsleeren Schwärmerei für Fitnessprah- lerei und die Verheißungen der Leibesübung anzubringen: „Musils ironische Wendung von der ‚Würde der Brille‘ verdeutlicht, dass die Mode des Sports die bürgerliche Kultur verrät, weil sie sich Geist wie eine Brille aufsetzen.“124 In dem Gespräch von 1926 gibt Musil seiner Verwunderung Ausdruck: Statt „‚in etwas leben‘ – ‚für etwas leben‘ – lauter Zustände, in denen ich den inneren Zwiespalt äonisiere“125. Musil fokussiert, von allem Anfang an, nicht auf die einzelnen Teile der riesenhaften Zirkulationsmaschine Sport, mehr auf „überge- ordnete, allgemeinste Zusammenhänge“126, deren Beobachtung der Autor kon- sequent bis auf die Textebene hinab betreibt: „Abschweifung“127 und „Kontin- genzerzeugung“128 zählen zum Bauprinzip vieler Texte Musils. Zuweilen wirkt es so, ließe sich zugespitzt formulieren, als habe Musil das Tänzeln der Boxer im Ring in eine Erkenntnis von sich konzentrisch verbreiternden Kreisen über- setzt. An der allgemeinen sportlichen Vergleichbarkeit und Messbarkeit und der 119 Musil 1978h, S. 688 120 Ebd. 121 Musil 1978f, S. 797 122 Ebd. 123 Musil 1978e, S. 792 124 Fleig 2008, S. 158 125 Fontana 1983, S. 382 126 Baur 1980, S. 100 127 Gamper 2001, S. 51 128 Fleig 2005, S. 93 319 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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