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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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was „sehr begreiflich“191 sei: In Der Riese Agoag studiert der „Held dieser kleinen Erzählung“192 nur den Sportteil, und „im Sportteil am eifrigsten die Boxnachrich- ten und von den Boxnachrichten am liebsten die über Schwergewichte“193. Der journalistischen Sportsprache gesteht Musil in ironischer Inversion „Schöpfungs- kraft“194 zu; das Unglück, setzt er in Der Praterpreis fort, bestünde jedoch darin, „daß die Dichter nicht Sport treiben und die Zeitungsberichterstatter über ihn schreiben“195: „Ich will den Sportjournalisten (Berichterstattern) nicht nahetre- ten, aber ich glaube nicht, daß viele unter ihnen von Sport etwas verstehn (wirk- lich Sportsleute sind).“196 Musil entledigt die Berichterstatter ihrer Maskerade: Mit „raschem Eifer“197 würden sich diese die „verschiedenen Stalljargons“198 aneignen, um mit „dieser Ausdrucksweise Weltgeschichte“199 zu schreiben; die Reporter und Causeure verstünden sich als „Bahnbrecher neuen Geistes“200. Ein zentraler Ausgangspunkt der Romankonzeption des Mann ohne Eigenschaften ist ebenfalls Resultat medialer Vermittlung, von Musil in erhellenden Zusammen- hang gestellt: Ein beiläufig rezipierter Zeitungsartikel, in dem „das Wort ,das ge- niale Rennpferd‘“201 auftaucht, bringt Ulrich auf den Gedanken, sich ein „Jahr Urlaub von seinem Leben“202 zu nehmen: Der neue Geist fühlte sich noch nicht ganz sicher. Aber gerade da las Ulrich ir- gendwo, wie eine vorverwehte Sommerreife, plötzlich das Wort „das geniale Renn- pferd“. Es stand in einem Bericht über einen aufsehenerregenden Rennbahnerfolg, und der Schreiber war sich der ganzen Größe des Einfalls vielleicht gar nicht be- wußt gewesen, den ihm der Geist der Gemeinschaft in die Feder geschoben hatte.203 Die Umkehrung von – minimaler – Ursache (Zeitungslektüre) und existenziel- ler Langzeitwirkung (Lebensurlaub) führt die absurd übersteigerte Wirkkraft des Medialen exemplarisch vor Augen. 191 Ebd. 192 Musil 1978a, S. 531 193 Ebd. 194 Musil 1978b, S. 798 195 Ebd. 196 Ebd. 197 Ebd. 198 Ebd. 199 Ebd. 200 Ebd., S. 799 201 Musil 1989a, S. 44 202 Ebd., S. 47 203 Ebd., S. 44 327 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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