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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Nährflüssigkeit.“273 In dem Vortrag Über die Dummheit teilt Musil noch 1937 resümierend mit, dass er den Begriff Denksport für „komisch“274 halte. Der po- sitivistisch-dogmatisch dominierten Weltanschauung, die primär auf Körper- liches baut, wird ein Riegel vorgeschoben. Der „Reiz solcher Philosophie“275 – nämlich den Menschen als „physiologische […] Maschine“276 zu betrachten – liege keineswegs „in ihrer Wahrheit […], sondern in ihrem dämonischen, pessimistischen, schaurig-intellektuellen Charakter“277, konterkariert Musil in Die Amsel den Körperkult und das Kraftideal. Die Mehrzahl der Menschen, hallt es im Mann ohne Eigenschaften wider, besitzen einen „verwahrlosten, von Zufällen geformten und entstellten Körper, der zu ihrem Geist und Wesen in fast keinen Beziehungen zu stehen scheint“278. Der Sport, fährt der Autor fort, werde so förmlich greifbar, als „Gebilde der Massenseele körperlich, dramatisch, man möchte in Erinnerung an mehr als zweifelhafte okkulte Phänomene sagen, ideoplastisch“279: Sport avanciert zum Phänomen pseudowissenschaftlicher Pa- rapsychologie. „Der Geist ist ins Leben verflochten wie in ein Rad, das er treibt und von dem er gerädert wird“280, lässt Musil im Mann ohne Eigenschaften Ulrich sagen. Körper und Geist werden nicht länger als scharf voneinander geschiedene Systeme betrachtet; in ironisierter Melodramatik fragt Musil im Mann ohne Ei- genschaften281: „Aber wenn Geist allein dasteht, als nacktes Hauptwort, kahl wie ein Gespenst, dem man ein Leintuch borgen möchte, – wie ist es dann?“282 Der Leib ist nicht nur nach Nietzsche eine „grosse Vernunft“283. Auch Musil kann dieser Vorstellung einiges abgewinnen. Pole von Faust und Geist: Ulrich boxt Anne Fleigs Befund, dass sich Ulrichs in auffallend vielen Belangen von Boxen bestimmte „Haltung zum Leben“284 durch ein spezifisches Spannungsverhältnis 273 Ebd. 274 Musil 1978c, S. 1289 275 Musil 1978d, S. 549 276 Ebd. 277 Ebd. 278 Musil 1989a, S. 285 279 Ebd. 280 Ebd., S. 1152 281 Zur Problematik des Erzähler-Standpunkts im Mann ohne Eigenschaften vgl. Mülder-Bach 2013, S. 26f 282 Musil 1989a, S. 152 283 Nietzsche 1999, S. 39 284 Fleig 2008, S. 26 336 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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