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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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definiere, dessen Pole sich mit Verstandeslogik und Körpergebrauch – Ulrich selbst spricht im Mann ohne Eigenschaften von „Mathematik und Mystik“285 – umschrei- ben ließen, schließt sich diese Arbeit an. Im Sog der kulturellen Moderne probt Musil im Bild des Boxers in „Annäherung an das [M]ehr-als-Rationale“286 den Brückenschlag von Körper-Geist-Seele. Ulrichs Betrachtungen zum Sport lässt Musil konstant um den „Zwiespalt von Gefühl und Verstand, von Intuition und Wissenschaft, von Bewusstsein und Unterbewusstsein“287 kreisen: Der menschliche Körper, kommentiert Foucault in Überwachen und Strafen, gehe „in eine Macht- maschinerie ein, die ihn durchdringt, zergliedert und wieder zusammensetzt“288. Musil ist einer der ersten modernen Autoren, der den menschlichen Körper in die Verfahrensweisen der Psychotechnik paradox einbindet: Im modernen Sport ist der Körper „Objekt wissenschaftlich angeleiteter Kontrolle“289 – zugleich gestattet er „individuelle Erfahrungen“ 290 fern jedes reglementierenden Zugriffs. Die im Leit- bild des Boxers verkörperten Leib-Technik-Versprechungen zweifelt Musil deshalb auch an und folgt in seinem Denken den „Möglichkeiten des subjektiven Erlebens in der Körperbewegung“291. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die „individuelle Per- spektive“292, indem er sich der psychotechnischen Organisation des Einzelnen wid- met. Auch mit Hilfe der in der Figur des Boxers demonstrierten Körperdominanz, die nach Auffassung Musils ja gerade das Ideal der Superiorität des Körperlichen über das Geistige ins Wanken bringt, stellt der Autor in Durch die Brille des Sports die grundsätzliche Gegensätzlichkeit von Körper und Geist infrage: Das ist einer der größten Reize des Sports. Im Augenblick der Ausführung sprin- gen und fechten dann die Muskeln u[nd] Nerven mit dem Ich, nicht dieses mit ihnen, und sowie nur ein etwas größerer Lichtstrahl von Überlegung in dieses Dunkel gerät, fällt man schon aus dem Rennen.293 Sport scheint eine „Angelegenheit des Es, nicht des Ich“294 zu sein: Musil lenkt die Aufmerksamkeit auf die diskursiven Verschmelzungsvorgänge von Körper und Geist – dem Kult der boxsportlichen Körperkunstfertigkeit huldigt er nicht. 285 Musil 1989a, S. 770 286 Lindner 1994, S. 188 287 Bernett 1960, S. 150 288 Foucault 1994, S. 176 289 Fleig 2008, S. 32 290 Ebd. 291 Fleig 2005, S. 81ff 292 Ebd., S. 83 293 Musil 1978e, S. 793 294 Müller 2004, S. 122 (Hervorh. im Orig.) 337 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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