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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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„gültig sollten sie sein. Endgültig, ohne das dauernd Vorläufige, das sie haben, wenn der Mensch seinen Erlebnissen überlegen bleibt.“326 5. Musils Körperarrangements Musil plädiert für eine Form von Körperlichkeit, die dem Menschen die „Erfah- rung der […] inneren Natur“327 ermöglichen soll. Die „‚statischen‘ Kategorien des Bewusstseins“328 erweitert er auf dem Umweg diskursiver Sortierungsvor- gänge mit überraschender Schwerpunktsetzung: Der Körper wird bei Musil zum „Refugium der […] Ich-Vergessenheit“329. Der Sport, so der Autor in Durch die Brille des Sports, werde zu einem Instrument, um den „mystischen Bedürfnissen des modernen Menschen“330 Genüge zu tun. Die Kunst des „Crawlens“331, die Musil in Kunst und Moral des Crawlens mit Hilfe eines mathematisch widersin- nigen „Paradoxon“332 – „a < c und b < d, und trotzdem a + b > c + d “333 – hinter- sinnig als positivistische Erkenntnis darstellt, lässt sich auch auf die Fertigkeit des Faustkämpfens übertragen: Erst die „Summe der Teile [erreicht] das Maxi- mum möglicher Leistungskraft“334; auch beim Boxen entscheidet die individu- elle körperliche Stilistik über Erfolg und Niederlage. Durch das „Verhalten zu einem zweiten Wesen“335 kommen zudem „höhere geistige Vorgänge“ 336 mit ins Spiel. Musil macht also auf den irritierenden Umstand aufmerksam, dass sich das Ich nicht nur „aus unpersönlichen Quellen“337 speise, sondern sich darüber hinaus in die „Anonymität des Körperorts“338 zurückziehe. „Das Wesen des Ich leuchtet in den Erlebnissen des Sports aus dem Dunkel des Körpers empor, und auch sonst leuchtet dabei allerhand Dunkles“339, erklärt er in Als Papa Tennis 326 Ebd. 327 Baur 1980, S. 110 328 Lindner 1994, S. 11 329 Müller 2004, S. 207; deshalb, fährt Hanns-Marcus Müller fort, falle es auch schwer, Musil „zum Kronzeugen einer Rationalitätskritik am Beispiel des Körpers“ zu machen 330 Musil 1978e, S. 793 331 Musil 1978g, S. 694 332 Ebd. 333 Ebd. (Hervorh. im Orig.) 334 Fleig 2008, S. 192 335 Musil 1978g, S. 697 336 Ebd. (Hervorh. im Orig.) 337 Müller 2004, S. 124 338 Ebd. 339 Musil 1978h, S. 690; „Dieses Dunkle“, merkt Wolfgang Rothe in Sport und Literatur in den zwanziger Jahren an, sei „nichts anderes als Musils ‚Niederes‘, die Entrückung, der ‚andere Zu- stand‘.“ (Rothe 1981, S. 149) 343 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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