Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Seite - 345 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 345 - in FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen

Bild der Seite - 345 -

Bild der Seite - 345 - in FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen

Text der Seite - 345 -

tenrecken mit den Muskelpaketen werden angestaunt wie „andere interessante Kuriositäten auch“352. Die Reduktion des Menschen auf Körpertechnisierung und Kraftökonomie, räumt Musil in Als Papa Tennis lernte ein, resultiere aus entfremdetem, von außen programmiertem Körperverhalten: Ich war fast ganz und gar ungeistig, nur um am nächsten Tag geistig frisch zu sein. Es kam mir beim Ringen wenig Seelisches in den Sinn, und wenn ich mich wie ein Tier betrug, so war mir eben gerade das erwünscht. Ich bin heute noch der Meinung, daß Geistesabwesenheit außerordentlich gesund ist, wenn man Geist besitzt, unter anderen Voraussetzungen jedoch auf die Dauer recht gefährlich!353 Musil entlarvt das „Verlangen nach athletischer Vorbereitung des Körpers“354 als manipulativ: Es gebe, konzediert er, „nichts, wo sich der lächerliche Anspruch der Leibesübungen, eine Erneuerung des Menschen zu sein, so naiv, so protzig, so instinktsicher ausdrücken könnte wie in diesem Zusammenhang“355. An sei- ner skeptischen Haltung gegenüber der massenpsychotischen Begeisterung für den Sport hält Musil fest. Man könne, höhnt er in Als Papa Tennis lernte, die dem Sporterlebnis ähnlichen physischen und psychischen Zustände auch beim „Kartoffelgraben“356 erfahren. In der Erzählung Der Riese Agoag will sich ein Mann durch die Etablierung von Muskelmasse und sportlicher Durchschlag- kraft Selbstvergewisserung verschaffen. Zu Beginn des Textes wird der Sportler vorgestellt: Wenn der Held dieser kleinen Erzählung – und wahrhaftig, er war einer! – die Ärmel aufstreifte, kamen zwei Arme zum Vorschein, die so dünn waren wie der Ton einer Spieluhr. Und die Frauen lobten freundlich seine Intelligenz, aber sie „gingen“ mit anderen, von denen sie nicht so gleichmäßig freundlich sprachen.357 Die Abkehr des Athleten von der selbstauferlegten Leistungsdynamisierung er- folgt durch die Einbringung spezifischer Körperimagination in die Erzählung, die sich dem Zusammenhang von Maschinenkult und übertriebenem Techni- zismus verdanken: 352 Müller 2004, S. 130 353 Musil 1978h, S. 690f 354 Musil 1989a, S. 592 355 Musil 1978h, S. 688 356 Ebd., S. 690 357 Musil 1978a, S. 531 345 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
zurück zum  Buch FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen"
FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
FAUST UND GEIST