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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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deklariert, mannigfaltige diskursive Überschneidungen und Überschreitungen innerhalb des im Gegensatzdenken erstarrten Körper-Geist-Axioms, das der Schriftsteller in seinem Diarium fern schlichter dialektischer Korrespondenzen zum „Kraftgefühl“460 verwebt. Musil erkennt, dass auf dem Feld der psycho- logischen Forschung an Stelle der verwissenschaftlichen, von sportlichen und militärischen Übungs- und Ausbildungsabläufen dominierten Körperdominanz das Phänomen der psychotechnischen Optimierung tritt, die „nicht nur ein- zelne Bewegungen, sondern die ganze Persönlichkeit erfasst“461. Während Musil aber im Bundesheere-Text, erstgedruckt in Militärwissenschaftliche und Technische Mitteilungen, den psychotechnischen Erfahrungen auf dem Gebiet allgemeiner sportiver Körperleistung nur am Rande Beachtung schenkt, macht der Autor im Mann ohne Eigenschaften durch Ulrichs Faible für den Faustkampf, der im Über- fall der drei Übeltäter zu Beginn des Romans existenzielle Funktion gewinnt, auf die psychotechnischen Verfahren aufmerksam, die besonders im Boxen zum Tragen kommen. In der Bundesheere-Schrift theoretisiert Musil die soldatischen Verknüpfungsdispositionen von maximierten Kraft- und Ausdauerleistungen, von bewegungstechnischen Schnelligkeits- und Sicherheitsfaktoren462; „zu ge- spannte Aufmerksamkeit“463, analysiert er, beeinträchtige den Erfolg. Auf dem Umweg der Prüfung militärischer Durchorganisation gewinnt Musil seinem Un- tersuchungsgegenstand dennoch neue Einsichten über spezifische Merkmale des Boxens ab. Mit der „Rationalisierung des Arbeitsvorganges“464 geht nicht nur die „Steigerung der Leistungsfähigkeit durch Rationalisierung der Werkzeuge und Maschinen“465 Hand in Hand, sondern die „gesamte Ausbildung, vor allem die technische, mit dem Streben nach größter Raschheit, Exaktheit, Verlässlichkeit, Erlernbarkeit usw. stellt ein kleines psychotechnisches System für sich dar“466. Die Kraftreservoire von Soldat wie Boxer scheinen psychotechnisch optimiert: Die „Tätigkeiten von großen Muskelgruppen“467 übertragen sich auf kleinere, etwa durch die „Benutzung der natürlichen Rhytmik [sic] und das Bestreben, unnütze Nebenbewegungen zu vermeiden“468. Der soldatisch-sportliche Kampf zielt auf Leistungsvermehrung – und peilt eine neue körperliche Stilistik an: 460 Ebd., S. 150 461 Fleig 2008, S. 198; zur Verschränkung von Psychotechnik und Militärwesen vgl. Hoffmann 1997, S. 232ff 462 Vgl. Musil 1980, S. 197 463 Ebd. 464 Ebd., S. 190 465 Ebd. 466 Ebd., S. 194 467 Ebd., S. 190 468 Ebd. 359 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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