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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Seite - 363 -
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sich, die „fast mechanisch auf äußere Reize“495 reagierten; die „vorausgestreckte Aufmerksamkeit“496 stellt bereit, was „in der nächsten Phase in Anspruch ge- nommen werden wird“497; als Folge ist „dauerndes, völlig unbewußtes Anpas- sen der vorgebildeten Reaktionsformen an das augenblicklich Erforderliche“498 möglich. Ulrich im Mann ohne Eigenschaften wird über den Hebel betonter Körperlichkeit mögliche Rückschlüsse auf die „Gesetze der Persönlichkeit“499 ziehen. Mann der Boxsportpraxis: Ulrich im Ring Ulrichs ersten Auftritt im Mann ohne Eigenschaften versieht Musil deshalb mit entsprechenden Wirkmechanismen: Das erste Erscheinen des Manns ohne Eigenschaften mündet in die Erläuterung der psychotechnisch verflochtenen Boxsportbeschäftigung des Protagonisten. Ulrich treibt an einem Fenster sei- ner Wohnung verharrend „Unsinn“500. Er mustert „seit zehn Minuten die Au- tos, die Wagen, die Trambahnen und die von der Entfernung ausgewaschenen Gesichter der Fußgänger“501. Mit einem Wort: ein flirrendes Durcheinander, all die „kleinen Alltagsleistungen“502. Was für eine „ungeheure Leistung“503 heute schon ein Mensch vollbringe, „der gar nichts“504 tue, staunt der Erzäh- ler. Betrachter und Betrachtetes sind im Durcheinander der Sinneseindrücke ineinander verwoben. Der Fensterblick ruft Konfusion hervor, dem ein Emp- finden von Verlust und Verunsicherung anhaftet. Ulrich scheint in einem Netz diskursiven Denkens und Handelns festgezurrt. „Wer kann das heute schon wissen?!“505, fragt Musil: Solcher unbeantworteter Fragen von größter Wichtigkeit gab es aber damals hun- derte. Sie lagen in der Luft, sie brannten unter den Füßen. Die Zeit bewegte sich. Leute, die damals noch nicht gelebt haben, werden es nicht glauben wollen, aber schon damals bewegte sich die Zeit so schnell wie ein Reitkamel; und nicht erst 495 Ebd. 496 Ebd. 497 Ebd. 498 Ebd. 499 Musil 1989a, S. 474 500 Ebd., S. 12 501 Ebd. 502 Ebd. 503 Ebd. 504 Ebd. 505 Ebd., S. 13 363 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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