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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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„Vorkommnisse“547 liebt, „die dem Ich entrücken“548 – „Kampfkraft als Denken. Männlicher Kopf. Diffuser Zustand der Feindseligkeit“549, notiert Musil; Anders’ Geliebte stellt das „klassische Übungsmaterial der heranreifenden großbürgerli- chen Jugend“550 dar, „was man in der Boxersprache die Arbeit am Ball“551 nenne. In der Figur des Magenschlag probt der Autor schließlich das Zusammenwirken psychotechnischer Komponenten.552 Als Opponenten stehen sich in der dialogi- schen Skizze in den Tagebüchern gegenüber, als Ironisierung der wettkampfmä- ßigen Emphase des Boxens: die „Zeit“553, personifiziert in Tempora Maier, und Magenschlag, dem Musil auch die später gestrichenen Namen „Schmetterling“ und „Gradherz“ verleiht.554 Tempora liebt „Boxer – mit nicht ganz gutem Gewis- sen“555, und sie sieht sich in beschaulichem Ambiente mit Magenschlags infanti- ler Zuneigung konfrontiert: „Sommerliche Kleidung, Hitze, Landpartie.“556 Ma- genschlag zu Tempora Maier: „Sie hätten sich keinen besseren Begleiter wählen können, Tempora.“557 In die Magenschlag-Figur senkt Musil bereits Körper-, Reflexions- und Trainingsdiskurse ein; Faust prahlt etwa, dass seine „rechte Hand […] einen zweijährigen Stier mit einem Schlag zu Boden“558 strecken könne: „Mit fünf Hieben gegen den Schädel erledige ich auch einen Stier von drei Jahren.“559 Faust rechnet Tempora vor, dass er für seinen Weltmeisterschafts- triumph 23 Minuten Kampfzeit benötigt habe, dass seine „Hand 25000 Mark in der Minute“560 wert sei; schlage ein Gegner mit einem „Schmiedehammer“561 auf Magenschlags Arm, so springe dem Angreifer „der Stiel aus der Hand“562. Musil hinterfragt die pompös zelebrierten Schematisierungen des Rekord- und Wett- kampfsports, die er ebenso als „Maske des Sports“563 enttarnt wie den individu- ellen Wunsch nach Muskelpanzerung und Körperreliefwahn. Magenschlags in- 547 Ebd. 548 Ebd. 549 Ebd. 550 Ebd., S. 1971 551 Ebd. 552 Vgl. Fischer 2001, S. 104f 553 Musil 1976a, S. 553 554 Vgl. ebd. 555 Ebd. 556 Ebd., S. 554 557 Ebd. 558 Ebd. 559 Ebd., S. 554f 560 Musil 1976a, S. 555 561 Ebd., S. 558 562 Ebd. 563 Musil 1989a, S. 285 368 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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