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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Im Mann ohne Eigenschaften treibt Musil den Begeisterungstaumel für rekord- mäßige Messbarkeit und Normierung auf die Spitze: Sollte man einen großen Geist und einen Boxlandesmeister psychotechnisch analysieren, so würden in der Tat ihre Schlauheit, ihr Mut, ihre Genauigkeit und Kombinatorik sowie die Geschwindigkeit der Reaktionen auf dem Gebiet, das ih- nen wichtig ist, wahrscheinlich die gleichen sein.583 Musil illustriert die psychotechnische Verfahrensweise in demonstrativ verstie- gener Form; wie ein Antidot gegen Leistungszwang und Rekordsucht wirkt die Verhaltensanleitung: Nun haben aber noch dazu ein Pferd und ein Boxmeister vor einem großen Geist voraus, daß sich ihre Leistung und Bedeutung einwandfrei messen läßt und der Beste unter ihnen auch wirklich als der Beste erkannt wird.584 Sport und Psychotechnik, folgert Musil mokant, hätten „verdientermaßen“585 die „veralteten Begriffe von Genie und menschlicher Größe“586 verdrängt. Entgrenzungssehnsucht: Anderer Zustand Musils Beschäftigung mit den unterschiedlichen Verfahrensweisen des Psycho- technischen erschöpft sich aber nicht nur darin, dass er dem Optimierungs- konzept ironische Schatten verpasst, es förmlich „psychotranchiert“587, wie der Autor in Interview mit Alfred Polgar anmerkt. Musil will Konvergenzen von sportlichem Erleben und Handeln aufspüren; er belässt die Sportpraxis in je- ner „Lücke zwischen Arbitrarität und Systematisierung“588, die „nicht exakt beschreibbar“589 und von widersprüchlichem Charakter ist. Einerseits nimmt der Autor das Erleben im Sport gegen „seelische Überfrachtung in Schutz“590. Andererseits räumt er den einzelnen psychotechnischen Teilakten im Sport – am Beispiel des Boxens – die Möglichkeit zur Überschreitung von Körper- 583 Musil 1989a, S. 45 584 Ebd. 585 Ebd. 586 Ebd. 587 Musil 1978k, S. 1155 588 Fleig 2008, S. 205 589 Ebd. 590 Müller 2004, S. 118 371 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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