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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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und im modernen Boxsport durchaus häufig in Kraft getretene – Narrativ des Boxens zum Teil bis heute darstellt: Der Mann, der von ganz unten kommt, sich nach oben durchboxt. Boxen verschafft dem Publikum in den 1920er-Jahren mimetische Erregung, die über die Alltagsroutinen wie über die omnipräsenten Schreckbilder hinausreicht. Die ungleichen Ideologie- und Gedankenströme, der Wandel in Lebensgefühl und Lebensstil finden sich ferner im Boxen wie in einem Brennpunkt vereint. Zentrale zeitgenössische Kultur- und Denkbewe- gungen schimmern durch: Körperglorifizierung, Konkurrenz-, Konfrontations-, Polarisierungs- und Widerstandsdenken, Fitness-, Sport- und Tempowahn, Helden- und Selbstbezwingungsmythen, Kollektivismus und überzogene In- dividualismen; schließlich die Ausgleichsbewegung zwischen Hochkulturellem und Trivialem. Der Boxkampfboom kippt aber auch leicht in eine fragwürdige Konstellation: In palastartigen Sporttempelbauten huldigt ein naives religiöses Ordnungsdenken, inszeniert mittels raffinierten Licht- und Lärmregien, dem übertriebenen Pathos des Sports. Ideologische Einsenkungen verstellen außer- dem den Blick auf das Boxen: Den Athleten wird nicht nur die ausdrückliche Beherrschung des Körpers, sondern auch dessen Aus- und Überformung durch Drill und Training zugestanden. Die leibliche Durcharbeitung soll, so eine For- mel in der Epoche gereizter Daseinskampfschwärmerei, eine verheißungsvollere Lebensweise garantieren. Aporien der Erzählliteratur über Boxen: Komplexe Verknüpfung Boxen diffundiert in den 1920er-Jahren, mit allem Nachdruck, in die Literatur. Zahlreiche Autorinnen und Autoren nehmen sich des Sports an, in unterschied- lichen Reden, Tonlagen, Ausprägungen, Modebegriffen und Erzählstrategien. Boxen in der Literatur erweist sich dabei als komplexes Verknüpfungsgeflecht. Mit seiner performativen Ästhetik und den daraus resultierenden Begleiter- scheinungen unterbreitet der Sport Wirkung auf mehreren diskursiven Ebenen: Das Tumultartige der Boxsporthallen, in denen Lärm waltet und Schwaden von Zigarettenrauch die Sicht trüben, findet sein Äquivalent in Darstellungen moderner Arena-Architektur und, metaphorisch verfremdet von Licht- und Lärmphänomenen, Massenspektakeln und Menschenmassen, von kollektiver Partizipation und pseudoreligiöser Anteilnahme. Der scheinbaren Simplizität des Boxens begegnet die Literatur mit Texten, die keinesfalls trivial, in denen Sprachbilder und Wissensinhalte von hoher Komplexität aufzuspüren sind; Er- zählen vermag die fest gefügten Ordnungen des Boxens zu verunsichern; Lite- ratur kommentiert und kritisiert zeitgenössische Box-Mythen. Der Boxer im Ring präsentiert sich als Stellvertreterfigur einer urbanen Übergangsgesellschaft 391 Zusammenfassung |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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