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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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wie jene diskursiven und praktischen Formationen, die sich der Sport mit dem Theatralischen und Performativen teilt. Boxen bietet in Brechtscher Argumen- tation dem Selbst des Menschen eine ideale Bühne, symbolisch und buchstäb- lich: Im Ring testen Boxer, stellvertretend für das Publikum, die Möglichkeiten der individuellen Selbstführung, im komplexen Zusammenspiel von individu- alisierenden Disziplinierungsakten und Formen der Selbstrepräsentation und Autoformation. Brecht öffnet das Diskursfeld Boxen dem Möglichkeitsdenken: Er gesteht dem Sportler, nach einem Wort Musils eine zentrale Zeitfigur, die Technik des Individualisierens zu; Boxen wird zum Training der Selbstmodel- lierung und -beherrschung, die Körperdurchformung steht mit einer grundle- genden Ästhetik des Selbst in enger Verknüpfung: Boxer formen und diszipli- nieren ihre Körper – und zugleich ihre innere Konstitution; die Erweiterung der Möglichkeitsbedingungen, die Brecht Boxen zugesteht, schafft zugleich Distanz zum Genauigkeitspostulat der Neuen Sachlichkeit. Die Geburt des modernen Subjekts, verkörpert in der Figur des Boxers, erfolgt bei Brecht mittels eines diskursiven Geflechts von Körpertechnologien, Architekturen, Subjektivierun- gen und Macht-Wissens-Formationen – in Praktiken öffentlicher Performanz, ausgetragen vor Massenpublikum. Er erkennt auf den Sportbühnen Ausdrucks- träger, deren Agieren in grundsätzlich neuer Perspektive, in Kategorien des Theatralischen und Performativen, zu mustern seien: Sport und Bühne teilen sich das Apriori des Körpers; das Auftreten der Boxer setzt sich aus körper- lich-performativen Praktiken wie diskursiven Selbst- und Umgebungsformati- onen zusammen. Brechts diskursive Syntheseversuche, in denen er Seelisches und Sachliches zu verschalten sucht, gestaltet aber erst Robert Musil zu einer folgenreichen Möglichkeit erweiterten Denkens im Zeichen des Boxens. Offener Reflexionsraum: Musils Neuordnung des Boxens Während die Trivialliteratur den Linien, die Boxen ins Epochenbild schraffiert, gebannt folgt und Körper- und Kampfkult, Sport- und Rekordboom feiert, die neusachlich-kritischen Berichterstatter Boxen und Zeit mit den Mitteln subli- mer Ironie und karikierender Satire hinterfragen und Brecht qua Boxen neue Phänomene in das Netz politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Trans- formation webt, macht es sich Robert Musil zur Aufgabe, Sport im Allgemeinen – und Boxen im Besonderen – als exponierten Erfahrungsfall im Laboratorium der Moderne zu untersuchen. Als intellektueller Einzelkämpfer inmitten arg- loser Apologeten des Athletenkampfs kritisiert, problematisiert und transfor- miert Musil den Sport, indem er das Blickfeld auf das Boxen erweitert. Boxen bildet einen wesentlichen Bezugsrahmen in Musils Schreiben, wobei der Autor 399 Zusammenfassung |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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