Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Radetzkymarsch
Seite - 281 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 281 - in Radetzkymarsch

Bild der Seite - 281 -

Bild der Seite - 281 - in Radetzkymarsch

Text der Seite - 281 -

6Kapitel Noch in dieser Nacht marschierte das Bataillon der Jäger in Richtung nach Nordosten gegen die Grenze Woloczyska. Es begann zuerst sachte, dann immer stärker zu regnen, und der weiße Staub der Landstraße verwandelte sich in silbergrauen Schlamm. Der Kot schlug klatschend über den Stiefeln der Soldaten zusammen und bespritzte die tadellosen Uniformen der Offiziere, die vorschriftsmäßig in den Tod gingen. Die langen Säbel störten sie, und an ihren Hüften hingen die prachtvollen, langhaarigen Quasten der schwarz-goldenen Feldbinden, verfilzt, durchnäßt und bespritzt von tausend kleinen Schlammklümpchen. Beim Morgengrauen erreichte das Bataillon sein Ziel, vereinigte sich mit zwei fremden Infanterieregimentern und bildete Schwarmlinien. So warteten sie zwei Tage, und es war nichts vom Krieg zu sehen. Manchmal hörten sie aus der Ferne, zu ihrer Rechten, verlorene Schüsse. Es waren kleinere Grenzgeplänkel zwischen berittenen Truppen. Man sah manchmal verwundete Grenzfinanzer, auch hie und da einen toten Grenzgendarmen. Sanitäter schafften Verwundete wie Leichen weg, an den wartenden Soldaten vorbei. Der Krieg wollte nicht anfangen. Er zögerte, wie manchmal Gewitter tagelang zögern, bevor sie ausbrechen. Am dritten Tag kam der Befehl zum Rückzug, und das Bataillon formierte sich zum Abmarsch. Die Offiziere wie die Mannschaften waren enttäuscht. Es verbreitete sich das Gerücht, daß zwei Meilen östlich ein ganzes Dragonerregiment aufgerieben worden sei. Kosaken sollten bereits im eigenen Lande eingebrochen sein. Man marschierte schweigsam und mißmutig nach Westen. Man merkte bald, daß ein unvorbereiteter Rückzug stattfand, denn man stieß auf ein verworrenes Gewimmel verschiedenster Waffengattungen an den Kreuzungen der Landstraßen und in Dörfern und kleinen Städtchen. Vom Armeekommando kamen zahlreiche und sehr verschiedene Befehle. Die meisten bezogen sich auf die Evakuierung der Dörfer und Städte und auf die Behandlung der russisch gesinnten Ukrainer, der Geistlichen und der Spione. Voreilige Standgerichte verkündeten in den Dörfern voreilige Urteile. Geheime Spitzel lieferten unkontrollierbare Berichte über Bauern, Popen, Lehrer, Photographen, Beamte. Man hatte keine Zeit. Man mußte sich schleunigst zurückziehen, aber auch die Verräter schleunigst bestrafen. Und während sich Sanitätswagen, Trainkolonnen, Feldartillerie, Dragoner, Ulanen und Infanteristen im ständigen Regen auf den aufgeweichten Straßen in ratlosen und plötzlich entstandenen Knäueln 281
zurück zum  Buch Radetzkymarsch"
Radetzkymarsch
Titel
Radetzkymarsch
Autor
Joseph Roth
Datum
1932
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
294
Schlagwörter
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Radetzkymarsch