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Epochenbild 617
Gymnasien
Rovereto
Meran
Brixen
gen, dafür aber zahlreiche Gedichte geschrieben. Was die Wahl der Sprache betrifft,
war Giovanni Battista Graser (1718–1786), Professor der Rhetorik am Roveretaner
Gymnasium und späterer Innsbrucker Universitätsbibliothekar, eine Ausnahmeer-
scheinung innerhalb der Akademie : Er verfasste die meisten seiner zahlreichen
Werke auf Lat. Schon während dieser Epoche war für viele Agiati die Italianità
der Welschen Konfinien und des Hochstiftes Trient ein sehr wichtiges Thema. Die
Akademie sollte sich im späten 18. und im 19. Jh. zum geistigen Motor protoirre-
dentistischer und irredentistischer Bestrebungen in Tirol entwickeln.
Im kulturellen Leben Tirols spielten auch Gymnasien eine bedeutende Rolle.
An den Jesuitengymnasien in Innsbruck, Hall und Trient wurde regelmäßig lat.
Literatur produziert, wobei Theateraufführungen besonders öffentlichkeitswirksam
waren und jeweils einen kulturellen Höhepunkt des Jahres bildeten. Die Zahl der
Gymnasien in Tirol verdoppelte sich im Laufe dieser Epoche, zu den drei bereits
bestehenden kamen neue Bildungsanstalten in Rovereto, Meran und Brixen hinzu,
die sich allesamt, zumindest ursprünglich, am Modell der Jesuiten orientierten,
aber nicht von ihnen geleitet wurden.
Das durch wohltätige Stiftungen finanzierte Gymnasium in Rovereto unterstand
dem Magistrat. Roveretaner Patrizier waren an der Verwaltung direkt beteiligt, so-
dass die geistige Ausrichtung des Lehrbetriebes, der von fünf Weltgeistlichen be-
sorgt wurde, von ihnen beeinflusst werden konnte. Indem das Gymnasium den
Bildungsstand der Bürgerschaft allmählich hob, schuf es die Grundlage für das kul-
turelle Aufblühen Roveretos um die Mitte des 18. Jhs. Roveretaner Gymnasiallehrer
wie Giovanni Battista Graser, Giuseppe Givanni und Giovanni Maria Biagi waren
angesehene Intellektuelle und wichtige Mitglieder der Agiati.
Das Meraner Gymnasium, ebenfalls durch Stiftungen – allerdings wesentlich
kleinere als in Rovereto – finanziert, wurde von den Marienberger Benediktinern
geleitet. Nachdem der ursprüngliche Widerstand der Wiener Behörden gegen die
Vermehrung der Schulen in Tirol durch eine Intervention beim Kaiser überwunden
werden konnte, wurde das Gymnasium 1725 definitiv eröffnet.
In Brixen entwickelte sich das Gymnasium über einen längeren Zeitraum hin-
weg aus der schon seit dem Mittelalter bestehenden Domschule. Seit Beginn des
17. Jhs. wurden neben den principia und rudimenta auch die drei unteren Gymna-
sialklassen grammatica, syntaxis minor und syntaxis maior nach dem Vorbild der Je-
suiten eingerichtet. Die Fürstbischöfe versuchten wiederholt, den Schulbetrieb der
Gesellschaft Jesu auf ihre Schule zu übertragen und auch die zwei höheren Klassen,
Poesie und Rhetorik, einzurichten, scheiterten aber immer wieder am Widerstand
des Domkapitels. Dass die Schule 1748 schließlich zu einem vollständigen Gymna-
sium wurde, verdankte sie dem selbstlosen Engagement des Schulpräfekten Joseph
Resch (1716–1782), der v.a. als Kirchenhistoriker Ruhm erlangen sollte.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322