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Überblick
Aufbau des
Kapitels
Erika Kustatscher/Martin Korenjak
Theologie und kirchliches Schrifttum
In der vorliegenden Epoche nimmt die Masse des theologischen und des sonstigen
kirchlichen Schrifttums im Vergleich zur vorhergehenden noch einmal zu. Es haben
sich mehrere hundert Werke erhalten, viele davon dickleibige, z.T. mehrbändige
Wälzer. Zu einem Teil ist hierfür natürlich die Gründung der Universität Innsbruck
verantwortlich, doch auch andere Instanzen, in erster Linie die klösterlichen Haus-
lehranstalten, produzieren fleißig. Die Tiroler Volksmission dürfte für diese literari-
sche Blüte gute Rahmenbedingungen geschaffen haben, indem sie generell für eine
Atmosphäre gesteigerter Religiosität sorgte. Unter den Arbeiten, die entstehen, sind
alle theologischen Subdisziplinen vertreten, wie sie schon zu Beginn des vorigen
Kapitels genannt wurden. In generischer Hinsicht dominieren nun immer stärker
Gattungen, die mit dem Lehr- und Unterrichtsbetrieb in Verbindung stehen, bei-
spielsweise Lehrbücher und verschriftlichte Vorlesungen. Darüber hinaus erfolgt
die Veröffentlichung der meisten Werke, auch monographischer Darstellungen,
in Zusammenhang mit einer akademischen Disputation. Inhaltlich lassen sich im
Laufe dieser langen Ära bedeutende Verschiebungen feststellen. An ihrem Beginn
steht eine jesuitisch dominierte, vorwiegend spekulative Theologie scholastischer
Prägung mit Schwerpunkten auf Themen wie Probabilismus, Prädestinations- und
Gnadenlehre. An ihrem Ende ist die Spekulation weit zurückgedrängt, der Trend
geht hin zu einer rationalistischen, ‚natürlichen‘ Theologie, praxisnahe Teilfächer
wie Moral, Pastoral, Exegese und Kirchengeschichte werden aufgewertet. Wesentli-
chen Anteil hieran hat neben der Aufklärung i.A. insbesondere die Herausbildung
einer staatlichen Unterrichtspolitik im Österreich des 18. Jhs.: Der aufgeklärt-ab-
solutistische Staat greift durch eine Reihe von Reformen immer stärker ins Unter-
richtswesen ein und versucht dabei auch, seine Vorstellungen von der Funktion der
Theologie und den adäquaten Formen ihrer Vermittlung durchzusetzen. Allerdings
werden die dadurch initiierten Veränderungen im konservativen Tirol verzögert
und in abgeschwächter Form nachvollzogen.
Im Folgenden wird der Versuch unternommen, in prinzipiell chronologischem
Durchgang durch die Epoche anhand ausgewählter Beispiele die wichtigsten Gat-
tungen und theologischen Teildisziplinen zur Sprache zu bringen. Dabei sollen
insbesondere solche Werke herausgegriffen werden, die paradigmatisch für die ge-
nannten Entwicklungen, die verschiedenen im Lauf der Zeit in den Vordergrund
tretenden Schwerpunkte sowie wichtige Debatten stehen. Schließlich sollen über
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322