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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Seite - 694 -
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694 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Vannetti, Lampadaria gelehrte imitatio der römischen Komödie Der Roveretaner Clementino Vannetti (1754–1795 ; vgl. zu Leben und Werk Convegno Vannetti 1998) war ein literarisches Wunderkind, was sich auch und ge- rade in seiner lat. Schriftstellerei zeigte. Mit elf Jahren verfasste er elegante lat. Briefe. Mit zwölf übersetzte er eine lat. Vita des Hl. Ignatius ins Italienische und bald darauf eine italienische des Hl. Gotthard ins Lat. Seine Leidenschaft als Knabe waren aber die Komödien von Plautus und Terenz. Ein eindrucksvolles Zeugnis davon gibt das von ihm als ungefähr 14-Jährigem verfasste Theaterstück Lampadaria („Lampenko- mödie“). Das Stück ist in zwei Hs. der BCR erhalten : Die eine (ms. 5.32. MF) reicht nur bis zum Ende der siebten Szene des zweiten Akts, die andere überliefert die Komödie vollständig.23 Die beiden Hs. bieten verschiedene Versionen des Stücks, wobei die unvollständige Version entweder einen ersten Versuch oder eine spätere Redaktion darstellt. Das Fragment trägt den Titel Lampadaria sive ΚΑΤΑΓΕΛΑΣΟΝ („Lampenkomödie, oder der Verspotter“24) ; der vollständige Text heißt Philodicus seu Lampadaria comoedia („Philodicus oder Lampenkomödie“). „Philodicus“ („Pro- zessfreund“ oder allgemeiner „Streitsüchtiger“) soll, wie Vannetti in den admonitiones (s.u.) erklärt, nach dem Muster von Terenz’ Heautontimoroumenos („Der sich selbst Strafende“) ein Hinweis auf den hitzigen und zum Fluchen neigenden Charakter der Hauptfigur Clitipho sein (ab ardore et contumeliis Clitiphonis). Die in beiden Titeln vorkommende und im Stück selbst (s.u.) einzig wichtige Bezeichnung Lampadaria kommt von einer Lampe, die im Drama eine Peripetie herbeiführt. Auch in die- sem Fall argumentiert Vannetti mit dem Vorbild der römischen Komödie, indem er auf Plautus’ Aulularia („Topfkomödie“) und Cistellaria („Kistenkomödie“) hinweist, zwei Dramen, die ihre Namen von darin vorkommenden Objekten erhalten haben. Die Lampadaria ist der Öffentlichkeit bisher nur aus der kurzen Notiz bekannt, die ihr Vannettis Biograph Antonio Cesari gewidmet hat (Vannetti, Opere italiane e latine, Bd. 1, V). Laut Cesari war Vannettis Begeisterung für Plautus und Terenz so groß, dass er ihre Komödien fast auswendig kannte und jedes der von ihnen verwendeten Wörter einer bestimmten Komödie und Szene zuordnen konnte. Aus diesem Enthusiasmus ist dann auch die Lampadaria entstanden, deren Orientie- rung an den römischen Vorbildern allerorts deutlich ist. Im Rückblick hat Van- netti seine Lampadaria allerdings immer abfällig als übermäßig lang und langweilig qualifiziert. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie nicht in die bis heute maßgebliche, 1826 bis 1831 erschienene achtbändige Ausgabe seiner Werke aufgenommen wurde. Die Umständlichkeit und die dramatischen Durchhänger 23 Die Zitate in meiner Darstellung beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt, stets auf die vollstän- dige Hs. 24 Die Form ΚΑΤΑΓΕΛΑΣΟΝ (eigentlich Imperativ Aorist) ist unverständlich. Gemeint ist wahrschein- lich ΚΑΤΑΓΕΛΩΝ.
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
2
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
728
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Šubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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