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710 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Ivo
Iurisconsulti
Tertullianus
David phici angeredet werden. Die Rede besteht aus zwei Hauptteilen ; im ersten (4–38) versucht
Weitenauer die Ansicht über König Salomon, dieser habe am Ende seines Lebens keine
Reue gezeigt und habe sich deswegen von Gott entfremdet, zu widerlegen ; im zweiten
(38–50) geht er zum Gegenangriff über und zeigt, dass Salomon sogar in die Schar der
Heiligen aufgenommen wurde. Zur Untermauerung seiner These fĂĽhrt er in der Argumen-
tation zunächst Stellen aus der Heiligen Schrift, dann aus den Kirchenvätern an. Um zu
variieren, dreht er diese Reihenfolge im zweiten Hauptteil um.
Die zweite Rede richtet sich an die Mitglieder der juristischen Fakultät und ist deren
Schutzpatron, dem Hl. Ivo, gewidmet ; sie trägt den Titel Divi Ivonis laudatio („Lobrede
auf den Hl. Ivo“ ; 54–66). Das Thema der Rede, Ivos gewinnbringende Gerechtigkeit,
behandelt Weitenauer wieder in zwei Teilen : zunächst Ivos innere Gerechtigkeit (55–60),
dann sein gerechtes Wirken in der Welt (60–66). Es handelt sich um eine flammende Apo-
logie für jene Juristen, die nicht nur nach Gewinn streben, sondern vielmehr nach höherer
Gerechtigkeit.
Mit weiteren heiliggesprochenen Juristen beschäftigt sich die nächste Rede, die Wei-
tenauer vor den Juristen hielt : Sancti iurisconsulti, Ivonis in caelo collegae („Die heiligen
Rechtsgelehrten, die Ivo im Himmel zur Seite sitzen“ ; 67–79). Mit dem donnernden Ein-
gangszitat aus der ersten Catilinarischen Rede Ciceros fragt sich Weitenauer am Beginn,
wie lange die Gegner den Juristen noch vorwerfen wollen, dass es in ihren Reihen abge-
sehen vom Hl. Ivo keinen rechtschaffenen Mann gegeben habe. Weitenauer zählt als Ge-
genargument eine lange Liste von Heiligen auf, die eine juristische Ausbildung hatten und
dem Hl. Ivo vergleichbare Taten vorzuweisen haben (74–79).
Die vierte Rede richtet sich wohl an die gesamte Universität, da sie von einem Mann
handelt, der Mitgliedern aller Fakultäten Vorbild und Abschreckung sein kann : Tertulli-
ani effigies („Eine Skizze von Tertullian“ ; 81–98). Weitenauer beschreibt zunächst die Ver-
dienste, die sich der groĂźe christliche Schriftsteller aus Karthago um die Kirche erworben
hat. Mit dem Bild des Kriegselefanten, der zunächst gegen die Feinde, dann aber gegen die
eigenen Leute anrennt (89), leitet er zu Tertullians Hinwendung zum Montanismus und
zu seinen Sünden wider die Kirche über (88–98). Am Schluss wird der Leser aufgefordert,
selbst abzuschätzen, ob Tertullian der Kirche mehr genützt oder geschadet hat ; Weitenauer
tendiert zu Ersterem.
Die letzte der Akademischen Reden wurde vor den Mitgliedern der theologischen Fakul-
tät gehalten und trägt den Titel An solus David psalmorum omnium auctor sit („Ob David
allein alle Psalmen geschrieben hat“, 99–123). Weitenauer hielt diese Rede am Beginn ei-
ner Vorlesung ĂĽber das Psalterium und strukturiert sie, indem er folgende drei Klassen von
Psalmen der Reihe nach behandelt : die durch ihre Ăśberschrift David sicher zugeschriebe-
nen, die anderen Propheten gegebenen und die ohne Verfasserangabe. Mit dem David hat
das Redecorpus seinen Höhepunkt und seinen Abschluss erreicht und den Bogen von den
Philosophen und Juristen zu allen Studenten und den Theologen im Besonderen gespannt.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322