Seite - 737 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Bild der Seite - 737 -
Text der Seite - 737 -
Geschichtsschreibung 737
Stil
De Imperatore
Relatio
gen und gerechten Kaisers Leopold (und seines Kanzlers Bucelleni), da es das größtmögli-
che Glück sei, unter dessen Herrschaft zu leben (117–129).
Das Werk, das unter seinem nicht immer klaren Aufbau leidet und dessen Haupt-
gedanken deshalb nur mit Mühe verfolgt werden können, ist absichtlich in einem
obskuren, äußerst elliptischen Stil gehalten (der sehr an den Stil gemahnt, den As-
censio Triangi in seinen Vorworten benutzt hatte, s.o.). Triangi beabsichtigt da-
mit, die Aufmerksamkeit seiner Leser zu erhalten : ut attentior lectio, nervosus stylus
(VIII ; „ein kraftvoller Stil, damit das Lesen aufmerksamer vor sich geht“). Die an-
spruchsvolle Darstellungsweise hat aber zur Folge, dass die Concinnatio eine schwer
zugängliche Lektüre ist, weshalb es nicht verwundert, dass diese Schrift ohne Wir-
kung geblieben ist.
Mehr Glück hatte Triangi mit seinem Werk De Imperatore tractatus historico-
politico-iuridicus duas per dissertationes sex in partes divisus („Historisch-politisch-
juridische Abhandlung über den Kaiser, in zwei Erörterungen, gegliedert in sechs
Teile“ ; TLMF, FB 3578), das er 1705 Joseph I. widmete. In der ersten Erörterung
beschäftigt er sich mit der Geschichte und allgemeinen Charakteristika des Kai-
sertums (1–78), der Stellung und Macht des Kaisers und der Kürfürsten (79–128)
und, im bei weitem längsten Teil, der kaiserliche Kapitulation, d.h. den vom Kaiser
im Anschluss an seine Wahl gegebenen Versprechungen und Zugeständnissen an
die Reichsstände (129–284). Von der zweiten Erörterung, die verschiedene Aspekte
kaiserlicher Macht eingehender untersuchen sollte, hat sich zwar ein detailliertes
Inhaltsverzeichnis erhalten, der Text selbst ist jedoch verschollen, falls er überhaupt
je ausformuliert wurde. Diese systematische Schrift, die sich einer übersichtlichen
juristischen Argumentation bedient und in einem unauffälligen, unvergleichlich
zugänglicheren Stil als die Concinnatio verfasst ist, scheint Triangi die Gunst des
neuen Kaisers eingebracht zu haben, der ihm 1706 ein Gehalt für seine Ratstätig-
keit zuerkannte und ihn 1709 sogar zu seinem Hofhistoriographen ernannte. Ob-
wohl der Kaiser verfügte, Triangi solle sich in seiner neuen Stellung in Wien aufhal-
ten, scheint dieser zumindest zeitweise auch in Innsbruck weitergewirkt zu haben.
Als Joseph I. im Jahr 1711 starb, widmete Triangi seinem Nachfolger, Karl VI.,
eine Relatio pro panegyrico in vitam gloriosissimi Josephi I. Caesaris Austriaci Pii op-
timi, semper Augusti posteritati scribenda („Bericht für eine Lobrede auf das Leben
des ruhmreichsten, frommen, besten, immer erhabenen österreichischen Kaisers
Joseph
I., der für die Nachwelt geschrieben werden muss“ ; TLMF, FB 3578). Auch
der neue Kaiser behielt ihn daraufhin als Hofhistoriographen. Hieran knüpfte sich
die Erwartung, der Schriftsteller würde seinen Auftraggeber in einem mehr oder
weniger panegyrischen und apologetischen Geschichtswerk verewigen, wie es z.B.
Galeazo Gualdo Priorato für Kaiser Leopold getan hatte. Triangi war allerdings
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322