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Biographisches Schrifttum 785
Auto-
biographisches
eher Nebensache
dem Salzburger Erzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg gewidmet.
Im Gegensatz zu dem, was der Titel erwarten lässt, stehen nicht die Länder an
sich, sondern praktisch ausschließlich ihre Städte im Zentrum der Aufmerksam-
keit. Hausman nennt und charakterisiert der Reihe nach – wiederum abweichend
von der Reihenfolge im Titel – die wichtigsten Städte Flanderns (1–27), Englands
(27–38), Hollands (38–52), Frankreichs (52–75 ; mit Champagne und Burgund),
der Schweiz (75–81) und schließlich Tirols (81–87). Sein Interesse erregen dabei
v.a. Größe und Bevölkerungszahl, Stadtbild und Bauwerke (insbesondere Kirchen
und Festungen), Zimelien, Wirtschaft, Geschichte, KĂĽnste, konfessionelle Fragen
(wobei er in antiprotestantischer Polemik Maß hält), Bildungseinrichtungen wie
Universitäten und Bibliotheken (z.B. 63–64 diejenige von Orléans mit ihrer libe-
ralen Ausleihordnung) sowie Geistesgrößen. Daneben kommen auch Charakter,
Kleidung, Ess- und Trinkgewohnheiten und Unterhaltungen der Einwohner sowie
allgemein Eigenartiges und Kurioses zur Sprache, beispielsweise die Theaterbegeis-
terung der Londoner und die dortige Tierkampfarena (33). Hausmans besondere
Bewunderung gilt den Weltstädten London und Paris, die einen Großteil des Eng-
land- bzw. Frankreich-Abschnitts einnehmen. Sein Stil ist anschaulich, oft, v.a. in
längeren beschreibenden Passagen, stichwortartig. Modernes Vokabular begegnet
nicht selten, z.B. heißt die spanische Flotte auf S. 44 schlicht flota.
Obwohl Hausman im vollständigen Titel angibt, er habe das Werk u.a. ad sui
memoriam („zum Andenken an sich selbst“) verfasst, ist der Text über weite Stre-
cken unpersönlich gehalten. Zwischendurch fallen allerdings immer wieder Bemer-
kungen in der 1. Person, die Hausmans tatsächliche Anwesenheit vor Ort belegen,
insbesondere Autopsiebekundungen (vidimus, „ich sah“). Mitunter wachsen sich
solche persönlichen Einschübe zu kleinen Anekdoten aus. So berichtet der Autor
etwa ĂĽber einen religionspolitischen Streit auf dem Schiff, das ihn von England nach
Holland bringt (38–40), und über einen – auf 1629, ganze 46 Jahre vor der Druck-
legung, datierten – Ausflug von Dôle nach Dijon, um den französischen König auf
der Durchreise zu sehen (70–71). Diese Episoden, einige weitere Bemerkungen –
z.B. Ex Burgundia ascenditur per montes in Helvetiam (75 ; „Aus dem Burgund steigt
man durchs Gebirge in die Schweiz empor“) – sowie die Reihenfolge der Länder
an sich suggerieren eine Reiseroute, die von Flandern nach einem Abstecher nach
England heim nach Tirol fĂĽhrt. Dort nennt der Autor Margreid an der WeinstraĂźe
als seinen Heimatort (81). So erhält das Buch einen gewissen autobiographischen
Anstrich – allerdings auch nicht mehr als das. Insgesamt bleibt das erlebnishafte
Moment so vage, dass man nicht einmal den Grund für Hausmans Reise(n) erfährt ;
nur einmal, 37–38, wird für den Besuch Englands mit den Worten quod ad regnum
nobilissimum videndum venerimus („wir seien gekommen, das hochberühmte Reich
zu besichtigen“) ein touristisches Motiv suggeriert. Die Intention, die den Autor bei
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322