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794 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Cassian Primissers
Epitome
Kloster-
korrespondenz
Rundbriefe : Sizzo
an die Priester
seiner Diözese Ruaeus mit C. Matius gleichgesetzt wird : Diesen kennen wir als Briefpartner Cice-
ros. Auch wenn der Jesuit sich mit einigen Bescheidenheitstopoi dagegen verwehrt,
impliziert dies natürlich, dass er nun selbst in die Rolle des Arpinaten und damit
seines – wie er (100) selbst bekennt – wichtigsten Vorgängers auf dem Gebiet der
Epistolographie geschlüpft ist.
Im Primisser-Nachlass in Stams liegt ein interessantes Rezeptionszeugnis von
De difficillimo genere epistolarum, eine von Cassian Primisser (vgl. hier S. 761–763)
angefertigte Epitome, die alle Briefe außer dem letzten enthält. Die Zusammen-
fassungen scheinen einem didaktischen Zweck zu dienen : Wahrscheinlich hat Pri-
misser im Rahmen seiner Tätigkeit als Lehrer auf sie zurückgegriffen, um seinen
Schülern das Verfassen lat. Briefe beizubringen. Hierauf deutet v.a. der Umstand,
dass die Epitome sich eher auf die technischen Passagen und das jeweils als Beispiel
angeführte Formular konzentriert. Allerdings bemüht sich der Zisterzienser auch
um eine Berücksichtigung des allgemeinen Argumentationszusammenhangs, in
den Weitenauer seine Abhandlung gestellt hat. Wann genau Primisser die Epitome
verfasst hat, wissen wir übrigens nicht. In Frage kommt der Zeitraum zwischen
1753 und 1755, als er an der Universität Innsbruck bei Weitenauer studierte und
daneben bereits selbst eine umfangreiche Lehrtätigkeit vorzuweisen hatte. Da De
difficillimo genere epistolarum erst 1756 im Druck erschien, dürfte er sich in diesem
Fall auf Vorarbeiten bzw. das Manuskript seines Lehrers gestützt haben. Vielleicht
hat er die Epitome aber erst in seiner Zeit im Zisterzienserstift Stams angefertigt,
wo er neben seinen zahlreichen anderen Tätigkeiten didaktische Aufgaben wahr-
genommen hat : Unter diese könnte auch die Unterweisung im Briefeschreiben ge-
fallen sein.
Immerhin wurde ein Teil der Korrespondenz der Klostergemeinschaften auch in
dieser Epoche noch auf Lat. abgewickelt. Der volkssprachliche Anteil stieg zwar ste-
tig an, franziskanische Sammlungen wie jene von Rundschreiben des Provinzialats
in Kaltern (OFM K, ohne Signatur), das Epistolarium in Schwaz (OFM PA, Cod.
120, Cod. 121) oder das Litterarium (jeweils „Briefsammlung“ ; OFM PA, Cod. 64)
des Innsbrucker Guardianats vermitteln aber den Eindruck, dass das Lat. zumin-
dest im offiziellen Bereich mehr als eine Option bleibt. Zurückzuführen ist diese
Situation wahrscheinlich auf die Nachhaltigkeit der im Anschluss an das Trientner
Konzil durchgeführten Reformen, die u.a. auf die Verbesserung der Ausbildungsbe-
dingungen für den Klerus abzielten und eine generelle Anhebung des in geistlichen
Kreisen anzusetzenden Bildungsniveaus bewirkten.
Besonders die Bischöfe bedienten sich für die schriftliche Kommunikation mit
ihrer Diözese weiterhin der lat. Sprache. Dies gilt v.a. für die für den Klerus bestimm-
ten epistolae/litterae encyclicae („Rundbriefe“), während sich die an alle Gläubigen
gerichteten und im Rahmen der Messfeier vorgelesenen epistolae/litterae pastorales
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322