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866 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Vorurteile
Ferdinand Karl
Weinhart müsse man dafür sorgen, dass das Blut die höchstmögliche Fließfähigkeit beibe-
halte – und dies geschehe letztlich durch die Aufnahme von Wasser, der dünnsten
Flüssigkeit überhaupt (Bl. Bv) :
[…] veritas stat inconcussa aquam liquidum esse omnium tenuissimum, ad minima quaevis
vascula penetranda, emollienda, eorum concretiones impediendas ac […] conditiones organo-
rum, quae ad vitam requiruntur, quam diutissime conservandas aptissimum.
[…] so ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Wasser unter allen Flüssigkeiten die feinste
und am besten geeignet ist, um in jedes noch so kleine Gefäß einzudringen, dieses wieder
elastisch zu machen, seiner Verengung entgegenzuwirken und […] die Leistungsfähigkeit
der lebenswichtigen Organe möglichst lange zu erhalten.
Da nun aus medizinischer Sicht feststeht, dass die Aufnahme von Wasser gesund
ist, macht sich Gerstner im Folgenden daran, hartnäckige Vorurteile der Bevölke-
rung gegenüber dem Wasser zu entkräften. Als Hauptgrund für den Mangel an
Akzeptanz sieht er die Tatsache, dass Wasser geschmacklos ist. Auch hartnäckige
Gerüchte wie etwa, dass Wasseraufnahme zu innerer Fäulnis führe oder das Lebens-
feuer auslösche, werden widerlegt. Das Werk schließt mit dem Zugeständnis, dass
auch Wein, allerdings nur verdünnt und in Maßen, genossen werden dürfe. An
den Leser richtet Gerstner zuletzt den Appell, mit dem Wassertrinken rechtzeitig
anzufangen ; wenn die Gefäße erst einmal erstarrt seien, könne keine Abhilfe mehr
geschaffen werden.
Inhaltlich verwandt mit der Abhandlung Gerstners ist der Conflictus medicus
inter merophilum et hydroenobibum („Medizinischer Streit zwischen dem Liebha-
ber des reinen und dem Trinker des verwässerten Weines“ ; Innsbruck 1706) des
Ferdinand Karl Weinhart. Dieser wurde am 14.8.1654 in Innsbruck als ältester
Sohn des Leibarztes von Erzherzog Ferdinand Karl und oberösterreichischen Land-
schaftsphysicus, Paul Weinhart d.Ä., geboren. Er studierte Philosophie an der neu
eröffneten Universität Innsbruck und schloss mit dem Magistertitel ab. Danach
studierte er Medizin in Padua. Nach der Promotion 1674 eröffnete er eine ärztliche
Praxis in Innsbruck. Bereits mit 23 Jahren wurde er 1677 ins Ärztekollegium auf-
genommen und noch im selben Jahr zum zweiten Professor der medizinischen Fa-
kultät ernannt.2 1691, nach dem Tod des Professors Gaudenz von Sala, übernahm
er den angesehenen Lehrstuhl der Praxis, seit 1703 zusätzlich den der Aphorismen,
welchen er bis zu seinem Tod behielt. Er war dreimal Rektor und zwölfmal Dekan
2 Probst 1869, 7 nennt für dieses Ereignis das Jahr 1676 ; zudem führt er den Namen Franz Weinhart
an.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322