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882 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Widmont,
Tractatus iuridicus
Mayer,
Conflictus inter
maritum et uxorem dekten und den Codex. Dabei strebten die meisten Professoren, wenn sie länger an
der Universität blieben, den Aufstieg von der untersten (Institutionen) zur obersten
Kanzel (Kanonistik) an, doch weil die kanonistische Professur lange ausschließlich
mit Jesuiten besetzt wurde, gelangten die Laien nur bis zum Codex. Da die drei ro-
manistischen Lehrstühle auf Dauer nicht ausreichten, um den Lehrstoff abzudecken,
wurden schon bald außerordentliche Lehrstühle eingerichtet : 1673 für öffentliches
Recht, 1674 für Lehensrecht, 1677 für den Zivilprozess (Huter 1997, 293–294).
Der erste Professor der juridischen Fakultät war Georg von Widmont (1640–
1706). Er lehrte die Institutionen, wirkte aber zugleich auch als Anwalt und Hofrat
in München. Da sich seine Gehaltsforderungen auf die Dauer nicht mit den Mit-
teln der Universität vereinbaren ließen, ging er 1676 als Professor für Pandekten
und Prozessrecht nach Ingolstadt (Gasser 4, 171 ; Kollman 1965, CXIV ; Huter
1997, 284–285, 288). In Innsbruck veröffentlichte er 1674–1675 einen zweibän-
digen Tractatus iuridicus de transactionibus („Juristischer Traktat über Vergleiche“),
über den zuvor an der Universität disputiert worden war.
Das Werk behandelt das Recht der gerichtlichen Vergleiche. Der erste Band besteht aus
zwei Kapiteln, von denen das erste eine allgemeine Einführung in die transactio darstellt
und deren Zustandekommen, Bemessung und formelle Voraussetzungen diskutiert. Den
Parteien des Vergleichs, den transigentes, widmet sich das zweite Kapitel. Besondere Auf-
merksamkeit wird dabei dem Recht der Stellvertretung geschenkt ; aufgrund der großen
praktischen Relevanz werden auch Vergleiche in Erbschafts- und Lehensangelegenheiten
ausführlich behandelt. Der zweite Band traktiert im ersten Kapitel die Gegenstände, über
die ein Vergleich abgeschlossen werden kann, insbesondere bei Alimenten und im Straf-
recht. Die Kapitel zwei und drei behandeln Nichtigkeits- und Anfechtungsgründe sowie
die Rechtsmittel, mit denen ein Vergleich durchgesetzt bzw. aufgelöst werden kann.
Sebastian Mayer übernahm 1672 als erster Professor die Lehrkanzel des Codex, die
er bis zu seinem Tod 1688 innehatte. Vor seiner Berufung war er Professor in Dil-
lingen und geistlicher Rat des Bistums Augsburg gewesen. Angesichts der ständig
wechselnden Inhaber der anderen Kanzeln blieb er während der folgenden Jahre
ein personeller Ruhepol (Gasser 2, 248 ; Huter 1997, 289–293, 295–297). Hier
soll kurz der Inhalt seines 1683 in Innsbruck erschienenen Conflictus iuridicus inter
maritum et uxorem de iure utrique in dote competenti („Juristischer Streit zwischen
Mann und Frau über das Recht, das beiden auf die Mitgift zusteht“) zusammenge-
fasst werden.
Die in zehn Kapitel gegliederte Monographie beginnt in Kap. 1 mit der Definition und
der Etymologie des Ausdrucks dos („Mitgift“). Im Zuge eines geschichtlichen Überblicks
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322