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Rechtswissenschaft 887
Strafrecht
Erörterung über die ausreichende Kenntnis sowohl des Naturrechts als auch des
positiven Rechts“ ; Innsbruck 1755), deren Autor allerdings auch ihr Defendent
Franz Staffler sein könnte (Tovazzi, Nr. 302). Sein Hauptwerk ist jedoch die Syn-
opsis historiae iuris Iustinianei („Überblick über die Geschichte des justinianischen
Rechts“ ; Innsbruck 1749).
Das in zehn Kapitel gegliederte Opus beginnt mit einer Erklärung Inamas zu seiner The-
menwahl, die er mit dem Unwissen nicht nur der Studenten, sondern auch ausgebil-
deter Rechtsgelehrter auf diesem Gebiet begründet. Danach führt er in die Thematik
mit einer kurzen Entstehungsgeschichte des CICiv ein (Kap. 1), um anschließend dessen
einzelne Teile sowie ihre unterschiedliche rechtliche Verbindlichkeit zu besprechen. Den
Beginn machen die Digesten (Kap. 2), der bekannteste und am häufigsten rezipierte Teil
des römischen Rechts. Anhand ihrer verschiedenen Ausgaben (Florentina, Norica, Vul-
gata) macht Inama anschaulich auf textkritische Probleme aufmerksam und mahnt zu
einem vorsichtigen Umgang mit dem Text. Anschließend behandelt er die Institutionen
(Kap. 3), die auch zu seiner Zeit noch verbindlich waren. Es folgt ein Exkurs über den
sogenannten Codex repetitae lectionis (Kap. 4) : Da der alte Codex durch die vielen No-
vellen bald nicht mehr aktuell war, wurde ein neuer herausgegeben, der sich jedoch auf
Dauer nicht halten konnte und nicht einmal im Zivilrecht Verbindlichkeit erlangte. Die
Diskussion der Kaisergesetze verbindet Inama mit einer Erläuterung des Streites zwischen
den verschiedenen römischen Juristenschulen (Kap. 5). Im Anschluss werden die Novel-
len und die authentica2 behandelt (Kap. 6–7), deren rechtliche Verbindlichkeit höchst
unterschiedlich war, da bei beiden über genaue Anzahl, originalen Wortlaut und Alter
große Uneinigkeit herrschte. Bei den rubrica, den Überschriften (Kap. 8), mahnt Inama
zu größter Vorsicht beim Zitieren, da ihre Authentizität nicht gesichert sei, lässt sie aber
als Interpretationshilfe zu. Danach behandelt er Hierarchie und Derogation innerhalb
des Corpus (Kap. 9) : Die Pandekten, Institutionen und Novellen seien stets höherrangig,
bei den Novellen gehe das jüngere Datum vor ; ob sie ihrerseits durch den neueren Codex
derogiert wurden, sei umstritten. Inama schließt mit einer Aufzählung späterer Geset-
zessammlungen (Kap. 10), wobei besonders die Sammlung Kaiser Leos III., die Eklogai,
gelobt wird, und mit einer Ermahnung an die Leser, sich an den originalen Text zu halten,
da dieser der beste sei.
Die Strafrechtslehre etablierte sich an der Universität Innsbruck wie auch sonst im
deutschen Sprachraum relativ spät (Oberkofler 1977) : Erst im Jahr 1733 wurde
2 Bei den authentica handelt es sich um Auszüge aus den Novellen, die von späteren Rechtsgelehrten
ergänzt und korrigiert wurden und daher manchmal im Widerspruch zu den Novellen standen. Au-
ßerdem enthielten sie zwei Gesetze Friedrichs I. und ein Gesetz Friedrichs
II. (Lange 1997, 74–80).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322