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Rechtswissenschaft 905
Charakteristik
Leopoldo Pilati,
Origines
Weil jeder die Behandlung von Gerichtsfällen und das Bekleiden öffentlicher Ämter ohne
vorhergehende Kenntnis der gelehrten Autoritäten, sowohl der Theologen als auch derer,
welche die Gegenstände des Kirchen- und des Zivilrechts behandeln, wenn schon nicht
unmöglich, so doch äußerst schwierig finden muss, habe ich, sobald ich erfuhr, ich sei zu
öffentlichen Ämtern berufen worden bzw. werde dazu berufen werden, um dem öffentli-
chen Wohl leichter dienen zu können, damit begonnen, mich nach Kräften zu bemühen,
mir zu meiner Bequemlichkeit ein aus den obgenannten Autoritäten zusammengestelltes
Nachschlagewerk zu schaffen.
Die Bibliotheca enthält in alphabetisch geordneten Einträgen das gesamte rechtliche
Wissen ihrer Zeit und ist dabei nicht nur umfassend, sondern auch detailverliebt.
Begnudelli spürt auch entlegenen Rechtsquellen nach, zitiert ausführlich die rele-
vante Sekundärliteratur, fügt bisweilen Musterbriefe, -edikte und -formulare bei
und bietet gelegentlich so nützliche Hilfsmittel wie Fragebögen (beispielsweise ei-
nen für die Befragung vor der Ehe). Seine Leser dankten es ihm : Die Bibliotheca
wurde zweimal nachgedruckt (Genf 1747 ; Modena/Venedig 1758) und galt v.a. im
Bereich des Kirchenrechts bis ins späte 19. Jh. als eines der besten Nachschlage-
werke überhaupt (CE 2, 389).
Ein Opus, das aus den üblichen Lehrbüchern zum ius canonicum durch seinen
Aufbau und seine Darstellungsweise heraussticht, sind die Origines iuris pontificii
(„Ursprünge des päpstlichen Rechts“ ; Trient 1739) von Leopoldo Pilati. Der Autor
wurde zwar 1705 in Wien geboren, seine Familie stammte jedoch aus Tassullo bei
Cles. Nach dem Studium der Rechte und der Theologie wurde er zum Domherrn
von Trient ernannt. 1745 wählte man ihn zum Säkularabt von Györ, 1748 folgte
die Ernennung zum Domdekan in Trient. Pilati starb 1755 in Trient (Schulte 1880,
127–128 ; Gasser 2, 73). Die Origines gliedern sich in fünf Bücher, die ihrerseits in
tituli („Titel“) unterteilt sind.
Das erste Buch, De personis ecclesiae („Über die Personen der Kirche“), behandelt in 24
Titeln das kirchliche Personenrecht. Das zweite, De sacramentis novae legis („Über die Sa-
kramente des NT“), das in 18 Titel gegliedert ist, befasst sich v.a. mit dem Eherecht (Ti-
tel 10–18). Im dritten Buch, De rebus ecclesiasticis („Über kirchliche Angelegenheiten“),
werden in 15 Titeln hauptsächlich die Liturgie, das Kirchengüterrecht und einige Privi-
legien abgehandelt. Nicht nur um das Benefizialwesen geht es im 20 Titel umfassenden
vierten Buch, De beneficiis ecclesiasticis („Über die kirchlichen Lehen“) : In den Titeln 5–8
werden das Devolutionsrecht, die reservationes („Recht der Ämterbesetzung“) und die für
das deutsche Reich relevanten Konkordate sowie die Kanzleiregeln und ihre wechselvolle
Geschichte behandelt, während sich die Titel 10–12 dem Patronatsrecht, dem Recht der
„Ersten Bitten“ (primae preces) und dem päpstlichen Provisionsrecht widmen. Das fünfte
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322