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906 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Titel, Stil
Molari, Universum
ius canonicum Buch, De iurisdictione ecclesiae („Über die Gerichtsbarkeit der Kirche“), behandelt in 14
Titeln kirchliche Gerichtsbarkeit, Recht und Geschichte der Konzilien und kirchliches
Prozessrecht. Es unterscheidet sich von den anderen Büchern durch die vergleichsweise
Seltenheit historischer Exkurse.
Den Titel Origines begründet Pilati in einem einleitenden Brief an die Jugend wie
folgt : Er habe den Gegenstand von seinen Ursprüngen an behandeln wollen, und
sein – immerhin fast 700 Seiten starkes ! – Werk sei weder ausführlich genug, um
Institutiones („Unterweisung“) genannt zu werden, noch so allumfassend, dass es die
Bezeichnung Digesta („Systematische Sammlung“) verdiente. Was den Stil betrifft,
so erklärt er : Stylum deligere debui brevem, clarum, facilem, aptissimum ad ecclesias-
ticas res tractandas […]. (1 ; „Ich musste einen knappen, klaren, leichten Stil wäh-
len, der zur Behandlung kirchlicher Angelegenheiten am geeignetsten ist […].“)
Tatsächlich lesen sich die Origines für ein juristisches Lehrbuch äußerst angenehm.
Als letzter Trientner Kanonist sei mit einem weiteren Lehrbuch Stefano Molari
(1700–1777) genannt. Molaris Lebenslauf ähnelt demjenigen Begnudellis : Auch er
studierte Theologie und Rechte (in Bologna, wo er auch Lektor war), fungierte spä-
ter als Generalvikar des Trientner Bischofs, wurde nach 1751 Domherr in Freising
und wirkte dort als bischöflicher Generalvikar und Berater (Tovazzi, Nr. 331 ; Am-
brosi 1894, 118–119). Sein nach den Dekretalen geordnetes Universum ius canoni-
cum („Gesamtes Kirchenrecht“ ; Trient 1747) richtet sich an eine studentische Le-
serschaft und ist ganz darauf angelegt, dieser den Stoff in knapper, leicht fasslicher
Form zu vermitteln. Die Sätze sind kurz, die zitierte Sekundärliteratur beschränkt
sich auf das Nötigste, und umstrittene Fragen werden zwar beantwortet, aber nicht
ausführlich diskutiert. Damit entsprach das Werk offenbar einem verbreiteten Be-
dürfnis : Es wurde in Trient innerhalb von nur zehn Jahren dreimal neu aufgelegt.
Vielleicht hierdurch ermutigt stellte ihm Molari wenig später mit dem Universum
ius Iustinianeum („Gesamtes justinianisches Recht“ ; Trient 1751) ein Pendant zum
weltlichen Recht zur Seite.
!
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322