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910 Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848
Allgemeiner
Landtag
geistliche
Fürstentümer
Erster
Koalitionskrieg
Zweiter
Koalitionskrieg beide Ämter in seiner Person und nutzte diese Alleinstellung zur Ausschaltung von
Sonderrechten.
Inspiriert von den Ereignissen der Französischen Revolution forderten die Tiro-
ler 1789 die Einberufung eines Allgemeinen Landtages. Gouverneur Wenzel Graf
Sauer bat den Kaiser, die drückendsten josephinischen Reformmaßnahmen zurück-
zunehmen. Kaiser Leopold II. gestattete daraufhin die Abhaltung dieses Landtages
1790. Die für die lat. Literatur in Tirol wichtigsten Ergebnisse dieser Sitzung waren
die Schließung des für die zentrale Priesterausbildung vorgesehenen Innsbrucker
Generalseminars und die Wiedereröffnung der dortigen Universität, die 1782 in ein
Lyzeum umgewandelt worden war (s.u.).
Einen gewaltigen Einschnitt in das über Jahrhunderte gewachsene Machtgefüge
Tirols bedeutete die reichsweite Aufhebung der geistlichen Fürstentümer nach
dem Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803, die sich freilich schon länger
abgezeichnet hatte : In Trient hatte Bischof Pietro Vigilio Thun (reg. 1776–1800)
bereits 1777 einen Vertrag mit Maria Theresia geschlossen und sein Territorium
der Tiroler Zollhoheit unterstellt. Österreichische Verordnungen galten auch in
Trient. In Brixen erließen die Bischöfe Leopold Graf von Spaur (reg. 1747–1778 ;
vgl. Farbtafel 18) und Joseph Graf von Spaur (reg. 1779–1791) Bestimmungen
ganz im Sinne Josephs II. und konnten so noch eine gewisse Eigenständigkeit
wahren. Dies änderte sich nach den Ereignissen der ersten beiden Koalitions-
kriege :
Im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges wurde Tirol im Süden von französi-
schen Einheiten bedroht. 1796 bezog reguläres österreichisches Militär gegen sie
Stellung und wurde dabei durch Tiroler Schützenkompanien unterstützt, für die
neben der Verteidigung der Heimat auch religiöse Aspekte eine Rolle spielten : In
scharfem Gegensatz zur das Christentum ablehnenden Haltung der Französischen
Revolution steht in Tirol das feierliche Herz-Jesu-Gelöbnis am 3. Juni 1796. In
zwei Wellen rückten die Franzosen im September 1796 und im März 1797 bis
Brixen vor. Nach der Generalmobilmachung kam es im April zu den berühmt ge-
wordenen Kämpfen in Spinges. Schließlich zogen die französischen Truppen, die
an einem anderen Kriegsschauplatz gebraucht wurden, durch das Pustertal ab. Ob-
wohl Tirol nur wenige Wochen vom Ersten Koalitionskrieg betroffen war, ist doch
ein erstaunlicher literarischer Niederschlag zu verzeichnen.
Militärisch gesehen ist der Zweite Koalitionskrieg für Tirol von noch geringerer
Bedeutung : Im März 1799 drangen französische Truppen in den Vinschgau ein
und besetzten Nauders und Glurns. Im Juli fielen Vorarlberg und das Außerfern.
Nach dem Friedensschluss von Lunéville im Februar 1801 wurden diese Gebiete
wieder geräumt. Umso wichtiger ist aber ein Ergebnis dieses Krieges, nämlich der
bereits erwähnte Reichsdeputationshauptschluss, der die vollständige Säkularisie-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322