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Dichtung 935
Epigramme ;
Saeculum 19
NiedermĂĽhl-
bichler
Epigrammata
Beispiel
zum großen Byzantinisten Jakob Philipp Fallmerayer (1790–1861), der als Jugend-
licher sein SchĂĽler war.
Wenden wir uns nach den elegischen Gedichten nun den Epigrammen zu : In
der Hs. OFM PA, Cod. 1019 findet sich eine Zusammenstellung von 35 Einzeldi-
stichen, die sich jeweils auf ein Jahr des 19. Jhs. beziehen und von 1800 bis 1834
reichen. Der Titel der Sammlung lautet Saeculum 19 („Das 19. Jahrhundert“). Ak-
tuelle ZeitbezĂĽge lassen sich jedoch nicht feststellen, vielmehr wirken die Verse wie
KalendersprĂĽche oder Motti. Von wem und warum sie niedergeschrieben wurden,
ist unklar.
Der Franziskaner Bernhard Niedermühlbichler OFM (1798–1850) unterrich-
tete zunächst Grammatik und humaniora am Haller Gymnasium, zu dessen Präfekt
er schlieĂźlich aufstieg (FuĂźenegger o.J., Bd. 3, 158). Eine Sammlung seiner Ge-
dichte ließ er unter dem Titel Epigrammata novi ex parte generis („Epigramme, teils
in neuen Formen“) 1844 in Innsbruck drucken.
In einer praefatio (3–8) erklärt Niedermühlbichler, dass es sich bei den folgenden
Gedichten in der Hauptsache um Wortspiele handelt, die von manchen Literatur-
kritikern getadelt würden. Zur Verteidigung führt er ästhetische Gründe ins Feld,
aber auch didaktische : So könnten sich Freunde der lat. Sprache an ihnen erfreuen,
aber auch die studiosa iuventus (6 ; „lernbegierige Jugend“) viel aus ihnen lernen. Die
Sammlung besteht aus 237 Epigrammen, die in drei Gruppen eingeteilt sind : Nr.
1–176 drehen sich um Wörter, die gleich aussehen, aber unterschiedliche Bedeutung
haben. Die Gedichte sind dabei nach Umfang geordnet : Nr. 1–70 bestehen aus ei-
nem Vers,15 71–158 aus zwei Versen,16 159–161 aus drei Hexametern, 162–173 aus
zwei, 174–175 aus drei und 176 aus vier elegischen Distichen. Die zweite Gruppe
umfasst Gedichte mit allgemein rätselhaften Inhalten (Nr. 177–225) ; der Aufbau
orientiert sich wieder am Umfang : 177–193 bestehen aus einem,17 194–222 aus
zwei, 223–224 aus drei und 225 aus zehn elegischen Distichen. Die dritte Gruppe
(Nr. 226–237) bilden schließlich griechische Epigramme, denen jeweils eine lat.
Prosaübersetzung beigegeben ist. Auf den S. 38–40 finden sich Notae („Erklärun-
gen“), die manche Gedichte, die dem Autor allzu dunkel erschienen, erklären.
Als Beispiel sei das Epigramm Nr. 21 angefĂĽhrt, das mit den leicht zu verwech-
selnden Worten venio („kommen“) und veneo („verkauft werden“) spielt : Qui venit
in Turcas, is servus venit ab illis. („Wer unter die Türken gerät, der wird als Sklave
15 In der Regel handelt es sich um einen Hexameter, Pentameter sind die Nr. 6, 17, 26, 36, 49, 54, 58,
59, 62, 65, 67 und 70.
16 In der Regel handelt es sich um ein elegisches Distichon, aus zwei Hexametern bestehen 72, 77,
81, 84, 85, 87, 91–93, 95, 96, 101, 103, 104, 106, 107, 109, 122, 125, 129, 141, 147, 149, 151,
155–157.
17 Eine Ausnahme bilden die Nr. 178 und 193, die aus zwei Hexametern bestehen.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322