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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
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1026 Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 neue PrioritĂ€ten an der philosophi- schen FakultĂ€t Physiokratismus und Schriften zur Landwirtschaft nur noch drei Exemplare erhalten, die einerseits sĂ€mtlich nicht der Philosophie im engeren Sinn zuzuordnen sind, andererseits auch keinen eigenstĂ€ndigen Werk- charakter haben : Die Positiones ex universa philosophia („Positionen aus der gesam- ten Philosophie“ ; Trient 1792) des am Gymnasium Trient lehrenden Maurizio da Borgo OFM (vgl. hier S.  941) haben zwar einen lat. Titel und einen Anhang lat. Thesen, verbergen aber im Hauptteil eine italienische „Anleitung zur Wiederbe- lebung von ErtrĂ€nkten, ErwĂŒrgten und Erstickten“ (Instruzione per ravvivare gli annegati, strozzati, e soffocati), die aus einer medizinischen Schrift des Vorstands der Wiener Klinik Anton de Haen (1704–1776) exzerpiert ist. Der ebenfalls in Trient lehrende Ferdinando Marzani di Steinhoff veröffentlichte ebendort 1794 eine The- oriae Franklinianae de electricitate epitome („Kurzfassung der Franklin’schen Theorie ĂŒber die ElektrizitĂ€t“), welche die einschlĂ€gigen Erkenntnisse Benjamin Franklins (1706–1790) resĂŒmiert, die seit der Mitte des 18. Jhs. fĂŒr großes Aufsehen ge- sorgt hatten. Die Positiones ex physica („Positionen aus der Physik“ ; Brixen 1806) des damals in Innichen tĂ€tigen Franziskaners Arsenius Schöpfer (1775–1845) sind schließlich reine PrĂŒfungsthesen zur neueren Physik nach Newton. Es lĂ€sst sich angesichts dieser Überlieferungslage vielleicht argumentieren, dass das außeruni- versitĂ€re Dissertationswesen lose – zumindest was Prestige und eine gewisse Aus- strahlungskraft betrifft – an das universitĂ€re gekoppelt war, sodass das plötzliche Ende des Letzteren das leise Verschwinden des Ersteren mitverursachte. Hand in Hand mit der Neudefinition von „Philosophie“ als einem Fach der phi- losophischen FakultĂ€t geht die Aufwertung anderer FĂ€cher, besonders der Natur- wissenschaften und der Technik. Diese ‚nĂŒtzlichen‘ FĂ€cher wurden von staatlicher Seite besonders gefördert – der schon in der ersten HĂ€lfte des 18. Jhs. einsetzende aufgeklĂ€rte Utilitarismus erreichte in unserer Epoche seinen Höhepunkt. Als be- sonders augenfĂ€lliges Beispiel fĂŒr diese Verschiebung der PrioritĂ€ten sollen hier die gewöhnlich an den ‚philosophischen‘ Lehrkanzeln fĂŒr Physik oder Naturgeschichte entstandenen lat. Dissertationen und andere Abhandlungen zu einem Paradethema der österreichischen AufklĂ€rung, der Landwirtschaft, vorgestellt werden. Diese Schriften setzen bereits gegen Ende der vorigen Epoche ein (vgl. hier S. 721, 847), sie werden im Zusammenhang der gegenwĂ€rtigen aber klarer verstĂ€ndlich. Ein allgemeiner Hintergrund fĂŒr die Landwirtschaftsschriften ist die von Ma- ria Theresia und Joseph  II. zur volkswirtschaftlichen Staatsdoktrin erhobene Lehre des Physiokratismus. GemĂ€ĂŸ diesem besonders von dem Franzosen François Ques- nay (1694–1774) entwickelten Denkansatz ist die landwirtschaftliche Produktion die einzige wahre Quelle des Reichtums eines Staates ; Wertschöpfung erfolgt aus- schließlich in diesem Sektor. Dementsprechend war fĂŒr die AnhĂ€nger des Physio- kratismus die Förderung der Landwirtschaft und die optimale Nutzung von Böden ein nationales Anliegen, an dem sich alle gesellschaftlichen Gruppen zum Wohl
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
2
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Ơubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
728
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Von der GrĂŒndung der UniversitĂ€t bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Ć ubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Ơubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Ơubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. AbkĂŒrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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