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1094 Von der Revolution 1848 bis heute
Florale poeseos
Christianae XIII. Memoriale iubilaei sacerdotalis summi pontificis Leonis XIII. („Denkschrift zum
Priesterjubiläum des höchsten Papstes Leo XIII.“), deren zweiter Teil neue Gedichte
über fromme Themen enthält. Schließlich wurde das Calendarium 1912 noch ein-
mal neu aufgelegt, sodass sich die gesamte dichterische Produktion der beiden Au-
toren über fast 50 Jahre erstreckt. Oberkofler und Missi sind damit dank ihres
religionspädagogischen Eifers die konstantesten und emsigsten lat. Dichter unserer
Epoche. Im Lauf der Zeit ist auch ihr dichterisches Selbstbewusstsein gewachsen :
Auf dem Titelblatt des Memoriale von 1887 stellen sie sich als Dichter des Florale
vor ; auf jenem des Calendarium von 1890 als Dichter des Florale und des Memori-
ale. Dieses Selbstbewusstsein drückt sich auch in den repräsentativen Drucken seit
dem Florale aus. Während Oberkoflers 1866 publizierter Libellus noch ein wenig
sorgsam gestaltetes Heftchen war, bieten das Florale und seine Nachfolger auch dem
Auge etwas : Die Texte sind schön gesetzt, in Seitenumrahmungen eingeschlossen,
mit Initialen geschmückt, durch Vignetten gegliedert etc. Ein Grund für das zuneh-
mende Selbstbewusstsein könnte neben der schieren Arbeitsleistung zumindest z.T.
auch die ‚Nobilitierung‘ der Metrik sein : Oberkofler hatte in seinem dichterischen
Erstling nach dem Vorbild christlicher Hymnen noch ausschließlich trochäische
Maße bzw. einmal ein jambisches Maß verwendet. Im entsprechenden Teil des Flo-
rale finden sich daneben bereits auch Hexameter und elegische Distichen. Ab dem
zweiten Teil des Florale verwenden die Autoren dann nur noch Hexameter (oft mit
leoninischem Binnenreim) und Distichen.
Für eine Charakterisierung der lat. Dichtung von Oberkofler und Missi ist
es vorteilhaft, vom 1883 erschienenen Florale auszugehen. Oberkoflers Libellus
braucht hier erst gar nicht behandelt zu werden, weil er ganz im Florale aufgegan-
gen ist. Der dritte Teil des Florale leitet zum Calendarium von 1890 über. Danach
werden einige zusätzliche Bemerkungen zur Anlassdichtung des Memoriale genü-
gen, um einen Eindruck vom Schaffen der beiden Dichter zu gewinnen. Der Titel
Florale poeseos Christianae wird in einem Vorwort an den „geschätzten Jüngling“
(Dilecte iuvenis) durch ein Motto aus dem Hohelied (6,1) illustriert und anschlie-
ßend erklärt. Das Motto lautet : Dilectus meus descendit in hortum suum ad areolam
aromatum, ut in hortis pascatur et lilia colligat. („In seinen Garten ging mein Ge-
liebter, zu den Balsambeeten, um in den Gartengründen zu weiden, um Lilien zu
pflücken.“) Der Garten, von dem hier die Rede ist, wird mit dem „Blumengarten
der Seele“ des Lesers gleichgesetzt (florale animae tuae). Die einzelnen Blumen sind
die christlichen Tugenden, die für den Bräutigam der Seele, Jesus Christus, gepflegt
werden müssen, damit er sich an ihnen erfreuen und sie dereinst pflücken kann.
Diesem Ziel entsprechend ist das Werk in drei Teile gegliedert : Aus den Quellen
von Hymnen, Gesängen und frommen Gebeten (hymnis, canticis et precibus) soll
das göttliche Wasser zum Wachsen gespendet werden (Teil 1) ; ein Katechismus soll
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322