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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Seite - 1105 -
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Dichtung 1105 Manfred Stiegs Epigramme Anni iam abhinc sunt, vice amate, triginta Ex quo lacu demersus, heu in aeternum Peristi. Maior qui dolor ? Viros duros Video senes et lacrimare linquentes Domos, canem latrare in astra sublato Ore et trahentes morsibus repulsare. Anusque – „nigra“ ab incolis vocabatur – Recalcitrans debebat abstrahi vique. Sonare campanasque ego audio turri O ultimum. Vae ! sanguinata erant corda. 30 Jahre sind vergangen, geliebtes Dorf, seitdem du im See versunken, weh, für immer untergegangen bist. Was gibt es für einen größeren Schmerz ? Harte Männer und Greise sehe ich weinen, wie sie ihre Häuser verlassen. Ein Hund bellt mit erhobener Schnauze zu den Sternen und treibt jene mit Bissen zurück, die ihn ziehen. Eine alte Frau – „die Schwarze“ wurde sie von den Einwohnern genannt – sträubte sich und musste mit Gewalt fortgeschleppt werden. Die Glocken auf dem Kirchturm höre ich ein letztes Mal schlagen. Ach ! Blutig war mein Herz. Idee und Inhalt des Gedichts erinnern an Francesco Moars eingangs vorgestellte Abschiedselegie an die Etsch. Die Ähnlichkeiten sind aber nicht durch eine Abhän- gigkeit Malls von Moar zu erklären, sondern zeigen vielmehr, dass sich gerade an- gesichts radikaler Veränderungen des menschlichen Lebensraums in der Moderne das „ewige“ Lat. hier und da als Sprache für heimatverbundene Dichtung anbot. Ungewöhnlich im vorliegenden Beispiel ist der mit dem elegischen Inhalt kontras- tierende Hinkjambus, der gewöhnlich für Satiren und Epigramme verwendet wird. Vielleicht wollte Mall einfach mit dem Metrum experimentieren. Der offensive Nachdruck, der durch das Zusammenschlagen der Längen am Ende dieses Verses entsteht, könnte aber auch als eine implizite Anklage verstanden werden, die zur Klage über den Untergang Alt-Grauns hinzukommt. Was über die pointenarmen Epigramme Malls gesagt wurde, gilt in noch stär- kerem Ausmaß für das seltsame Büchlein, das Manfred Stieg 1999 publiziert hat : Epigrammaton libellus I. Lateinische Epigramme, deutsche Pendants (Reith i.A. 1999). Der 1960 in Innsbruck geborene Stieg, ein ehemaliger Lateinstudent, charakterisiert sich im Autorenporträt am Ende des Bandes wie folgt : Er „lebt als Philosoph, der nach jugendlich-anfänglicher Hingabe an das Dasein und seine Freuden jetzt von der Unzulänglichkeit und dem zweifelhaften Wert alles Irdischen überzeugt ist und das Leben bloß als mühsames Durchgangsstadium betrachtet“. In einem „Proömium“ erklärt der Autor, dass er in seinen Epigrammen bewusst auf die Versform verzichtet habe, um so seine Inhalte besser ausdrücken zu können. Er verwende allerdings
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
TYROLIS LATINA
Untertitel
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Band
2
Autoren
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Herausgeber
Karlheinz Töchterle
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
728
Schlagwörter
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Šubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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