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1122 Von der Revolution 1848 bis heute
Notwendigkeit der
Sakramente
Lercher,
Institutiones
theologiae
dogmaticae
Vorrede Der zweite Hauptteil darf als Paradebeispiel für die beschriebene Arbeitsweise
gelten. Auf eine Reihe von Vorbemerkungen, in denen Begriffe geklärt und in Sys-
teme gebracht werden, folgt je ein Abschnitt über die Notwendigkeit der Sakra-
mente für den Einzelnen und für die Kirche insgesamt. Als wesentliche Grund-
aussage sei Umbergs Sichtweise der Sakramente auf der Ebene der persönlichen
Intention hervorgehoben. Die Rolle der Kirche wird auf die einer Verwalterin redu-
ziert, die mehr Pflichten als Rechte hat.
Von 1917 bis 1937 war Ludwig Lercher SJ (1864–1937 ; vgl. NDB 14, 315 ;
Coreth 1995, 104–107) aus Hall Professor für Dogmatik an der Innsbrucker theo-
logischen Fakultät. Vor der Übertragung dieser Lehrkanzel war er für die philoso-
phische Propädeutik zuständig gewesen, ein Hinweis, der deshalb von Belang ist,
weil der Grenzbereich zwischen Philosophie und Theologie zeitlebens sein Denken
bestimmte. Sein Hauptwerk sind die 1924–1930 in vier Bänden in Innsbruck ver-
öffentlichten Institutiones theologiae dogmaticae („Unterweisungen in dogmatischer
Theologie“), die zu einem grundlegenden Behelf für das Theologiestudium wurden.
Die Darstellung, die scholastische Philosophie in Thesenform bietet, zeichnet sich
durch Klarheit und durch Verbindung von spekulativer Theologie und Geschichte
aus. Laut Emerich Coreth gab es durch Jahrzehnte kein anderes so gutes Lehrbuch
(Coreth 1958, 153–155 ; vgl. auch Lakner 1958, 133). Dass es nicht nur in seinem
Entstehungskontext, sondern weltweit rezipiert wurde, mag auch an der Verwen-
dung der lat. Sprache gelegen haben. Dies sei hier ausdrücklich hervorgehoben,
denn seit den 50er-Jahren des 20. Jhs. verlor Lat. auch in der akademischen Theo-
logie allmählich sein Monopol. In Innsbruck war nunmehr die Zeit der Vorlesun-
gen, Skripten und Prüfungen in dieser Sprache vorbei ; in den 60er-Jahren hörte
selbst die Verwendung lat. Lehrbücher auf (Coreth 1995, 104–105, 139). Umso
bemerkenswerter ist es, dass Lerchers Werk noch 1951 in fünfter Auflage erscheinen
konnte.
Die Vorrede, deren Gegenstand die Fundamentaltheologie und ihre Beziehung
zur speziellen Dogmatik ist, verdient Beachtung als Zeugnis einer Annäherung an
den Glauben, deren hohes Niveau nicht zuletzt durch einen Paradigmenwechsel
in der Terminologie begründet ist und gegenüber den Darstellungen vom Ende
des 19. Jhs., auch jener von Franz Egger (s.o.), einen deutlichen Qualitätssprung
markiert.
Aufgabe der Fundamentaltheologie ist es nach Lercher, mit den Mitteln der Vernunft auf
methodisch sichere wissenschaftliche Art zu rechtfertigen, dass der Glaube notwendig ist.
Da dessen Grundlage nicht eine innere, mit der Vernunft erfasste Wahrheit, sondern die
Autorität des offenbarenden Gottes sei, müsse der Mensch vorab das factum revelationis
(Bd. 1, V ; „die Tatsache der Offenbarung“) anerkennen. Dies sei aber nur auf mittelbare
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322