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1124 Von der Revolution 1848 bis heute
Beispiel :
Mariologie
Herz-Jesu-Kult digung aufzubereiten. Dieser Aspekt kann hier jedoch nicht vertieft werden, weil
Dander für das einschlägige 1939 erschienene Buch – und für viele andere – die
deutsche Sprache gewählt hat. Des Lat. bediente er sich als Mitarbeiter an Lerchers
Institutiones und als Verfasser des 1949–1954 in neun Faszikeln in Innsbruck pu-
blizierten Summarium theologiae dogmaticae („Zusammenfassende Darstellung der
Dogmatik“), das in den Jahren 1960–1964 eine Zweitauflage erlebte (vgl. Felderer
1991 ; BBKL 14, 908–910).
Exemplarisch sei hier kurz die Synthese eines Teilbereiches aus dem letztgenann-
ten Werk vorgestellt, nämlich das 1952 erschienene Summarium tractatus dogmatici
de matre-socia salvatoris („Zusammenfassung des dogmatischen Traktats über die
Mutter und Gefährtin des Erlösers“). In einer einleitenden Anmerkung erläutert
Dander die Zielsetzung der knapp 30 Seiten umfassenden Broschüre : Sie solle den
Hörern der Dogmatik an den Priesterseminaren als Leitfaden dienen und ihnen un-
ter Ausklammerung subtilerer Fragen das Verständnis des Stoffes der betreffenden
Vorlesung erleichtern. Ausdrücklich erklärt er, das Werk könne nicht als Ersatz für
gründliche dogmatische Darstellungen gelten ; als eine solche zitiert er den dritten
Band von Lerchers Institutiones. In diesem Sinne bietet die nun folgende Vorstel-
lung zugleich eine Kostprobe davon, wie Dander Lerchers dogmatisches Programm
umgesetzt hat.
Kern der Mariologie ist die Deutung Marias als einer neuen Eva, die Christus, dem neuen
Adam, beigesellt sei. Die Dogmatik müsse daher Christus als Erlöser in seinem engen Ne-
xus mit Maria sehen. Maria sei auch die Mutter des Erlösers, weshalb sich als ihr innerster
Charakter die maternitas corredemptrix (5 ; „miterlösende Mutterschaft“) erschließe. Als
edelste Frucht der Erlösung sei sie zugleich als typus ecclesiae („Urbild der Kirche“) zu be-
greifen, und zwar der Kirche als Gemeinschaft der Erlösten und als Einrichtung zum Heil
der Menschen (27–29). Als Königin könne Maria in uneigentlichem, metaphorischem
Sinn bezeichnet werden, insofern nämlich, als sie durch ihre Eigenschaften über andere
Geschöpfe hinausrage (29). Aufgrund dieser Eigenschaften gebühre Maria nicht bloß la-
tria („Verehrung“), sondern hyperdulia („besondere Anbetung“) ; ihre dulia („Anbetung“)
müsse eine höhere Qualität haben als die der übrigen Heiligen (30–31).
Schließlich soll noch ein Spezialthema der Dogmatik zur Sprache kommen, das in
Tirol besondere Bedeutung besitzt, nämlich die Herz-Jesu-Verehrung. Nachdem
Papst Pius IX. 1856 mit der Ausdehnung des betreffenden Festes auf die gesamte
Kirche eine augenfällige liturgische Rangerhöhung vorgenommen hatte, wurde
1864, im Jahr der Seligsprechung der Marguerite-Marie Alacoque (s.o.), eine deut-
sche Sektion des sogenannten Gebetsapostolats gegründet, die in der Öffentlich-
keit auf große Resonanz stieß, v.a. in Tirol : Über 36% der aggregierten Pfarreien
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322