Seite - 1148 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Bild der Seite - 1148 -
Text der Seite - 1148 -
1148 Von der Revolution 1848 bis heute
Stenographie für
Theologen :
Plasellers
Compendium
weitere
Wissenschaften Ekstase über, und Maria wurde einem triumphierenden Engel gleich in die Höhe gehoben,
so dass sie nur mehr mit den Zehenspitzen das Bett berührte. So stand sie längere Zeit, er-
griffen von höchster Freude, mit ausgebreiteten Armen im Bett oder schien vielmehr über
dem Bett zu schweben, so dass alle Anwesenden die Stigmata an ihren Händen erblickten.
Zum Abschluss dieser Behandlung des kirchlichen Schrifttums sei kurz ein Buch
besprochen, das anschaulich vor Augen führt, in welchem Ausmaß die Theolo-
gen um 1900 noch lat. diktierten und schrieben : Joseph Plaseller (Brixen 1812–
Innsbruck 1877), der 1851 als Bezirksarzt nach Innsbruck kam, dort ab 1855 das
Allgemeine Krankenhaus leitete und nebenbei dem 1861 gegründeten Tirolischen
Stenographenverein vorstand, kommt das Verdienst zu, die von Franz Xaver Ga-
belsberger (1789–1849) erfundene moderne Stenographie für die lat. Sprache ad-
aptiert zu haben. Sein Compendium stenographiae Latinae secundum systema Gabels-
bergeri („Handbuch der lat. Stenographie nach dem System von Gabelsberger“),
das erstmals 1868 in Innsbruck erschien, kam zwar beim Ersten Vaticanum, für
das es ursprünglich bestimmt gewesen war, nicht zur Anwendung, wurde jedoch an
theologischen Fakultäten und Priesterseminaren gerne verwendet. Dass es dort ein
echtes Bedürfnis erfüllte, bezeugt nicht zuletzt eine zweite, überarbeitete Auflage,
die Caspar Suter 1902 wieder in Innsbruck publizierte (und deren Vorwort, S.
III–
VII, die eben referierten Informationen zu Autor und Werk entnommen sind). Die
Darstellung gliedert sich nach einer kurzen Einleitung (§§ 1–2) in drei Teile. Der
erste (§§ 3–58) befasst sich mit den notae elementariae, d.h. den normalen Kürzeln
für Buchstaben und Silben, der zweite (§§ 59–80) ist den notae etymologicae gewid-
met, mit denen Wörter, z.B. durch Weglassen der Endungen, zusätzlich abgekürzt
werden können, der dritte (§§ 81–91) den noch knapperen notae syntacticae, deren
Bedeutung nur mehr aus dem Satzzusammenhang zu erschließen ist. Verständlich
und praktisch verwertbar wird die ganze Darlegung erst durch einen Anhang, der
sie Paragraph für Paragraph mit Schriftproben illustriert (vgl. Abb. 179).
Von der lateinischsprachigen Theologie der Zeit führen v.a. zwei Verbindungs-
linien zu anderen Wissenschaften : Zum einen interessieren sich die Theologen
aus kirchengeschichtlichen und exegetischen Gründen für die Philologie der klas-
sischen und orientalischen Sprachen, zum anderen setzt sich die Kirche mit den
modernen Naturwissenschaften auseinander. Mit Philologie (und Altertumswissen-
schaft) und Naturwissenschaften sind gleichzeitig diejenigen Disziplinen genannt,
in denen auch sonst noch am häufigsten auf Lat. publiziert wird.25 Im Folgenden
25 Ein weiteres Fach, das daneben noch zu erwähnen wäre, ist die Historiographie. Vgl. etwa Reinhold
Röhrichts zweibändige Regesta regni Hierosolymitani. 1097–1291 („Regesten des Königreichs Jeru-
salem. 1097–1291“ ; Innsbruck 1893–1904).
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- TYROLIS LATINA
- Untertitel
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Band
- 2
- Autoren
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Herausgeber
- Karlheinz Töchterle
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 728
- Schlagwörter
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322