Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Wiener Vorstädte#

Logo ServusTV
"Heimatlexikon - Unser Österreich"
Ein Projekt von ServusTV in Zusammenarbeit mit dem Austria-Forum
Belvedere
Belvedere, Wien 3
© Alfred Havlicek

Karlskirche
Karlsplatz, Wien 4
© Alfred Havlicek

Rossauer Kaserne
Rossauer Kaserne, Wien 9
© Alfred Havlicek


Wiener Vorstädte#

Wien wuchs in konzentrischen Kreisen. Im 11. und 12. Jahrhundert entwickelten sich zwischen der ersten Stadtbefestigung, der Burgmauer, und dem Burgfrieden "Vorburgen" an der Fernverkehrsstraße nach Ungarn. Sie wurden durch die um 1200 erbaute neue Ringmauer in das Stadtgebiet einbezogen. Der erstmals in der Bestätigung des Stadtrechts (1244) erwähnte Burgfried(en) bezeichnete den zur Burgsiedlung (Stadt) zugehörigen Bezirk. Innerhalb des Burgfried(en)s standen der Stadt bzw. dem Magistrat die Gerichtsbarkeit, Steuern und administrative Befugnisse zu, die Bewohner genossen das städtische Friedensrecht.

Vor dem neuen Stadtgraben, entlang der Fernstraßen und auf den Inseln der Donau entstanden einige, "Lucken" genannte, Siedlungen, Klöster, Spitäler, Siechenhäuser, Kapellen und Mühlen. Dazwischen erstreckten sich Äcker, Wiesen, Weingärten und Ziegeleien. Das Gebiet war in fünf, nach den Haupttoren der Ringmauer benannte, Sektoren geteilt (Viertel vor dem Stuben-, Kärntner-, Widmer-, Schotten- und Werdertor). Ab 1441 wurde - quer durch die Vorstadtzone - eine Befestigung angelegt.

Am Beginn der Ersten Türkenbelagerung (1529) wurden die Vorstädte niedergebrannt, danach großteils wieder errichtet. Vom Wiederaufbau ausgenommen war eine neu geschaffene Bauverbotszone. Das Glacis begann am Graben der 1531-1672 errichteten Festungsmauer und wurde immer wieder verbreitert. Als Ersatz für den verloren gegangenen Siedlungsraum parzellierte und verbaute man bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen. Nun bezeichnete man nicht mehr geographische Sektoren, sondern abgegrenzte Siedlungen, die einer Grundobrigkeit unterstanden. Die Grundherrschaft und damit verbundene Verwaltungsbefugnisse oblagen der Stadt Wien - Alservorstadt, Josefstadt, Laimgrube, Landstraße, Leopoldstadt, Rossau, Weißgerber, Windmühle - dem Landesfürsten, einem Adeligen oder einer geistlichen Institution. Als Organe fungierten ein von den Hausbesitzern gewählter Grundrichter, ein Ausschuss und ein Grundschreiber.

Der 1704 erbaute Linienwall verlief nur zum Teil an der Burgfriedensgrenze. Durch die Befestigungsanlage wurden manche Vorstädte geteilt (wie Alt- und Neulerchenfeld), andere entstanden neu (Breitenfeld, Schaumburgergrund, Schottenfeld), landwirtschaftliche Nutzflächen verschwanden. Die Gemeinde Wien kaufte systematisch Grundobrigkeiten über Vorstädte an. Nur Lichtental (Fürst Liechtenstein), Mariahilf (Domkapitel), Breitenfeld, Neubau, St. Ulrich und Schottenfeld (Schottenstift) sowie der Schaumburgergrund (Graf Starhemberg) hatten andere Grundherren.

1848 wurde die Ablösung der grundherrschaftlichen Rechte vollzogen. 1850 sah die Gemeindeordnung den Zusammenschluss der ummauerten Stadt und der 34 Vorstädte zu einem einheitlichen, in 8 Bezirke gegliederten Gebiet vor. 1851 wurden Bezirksvertretungen gewählt, wegen Protesten von Vertretern aus den Vorstädten nahmen sie aber erst 1861 ihre Tätigkeit auf. In diesem Jahr wurde der 4. Bezirk in Wieden und Margareten geteilt, sodass es nun 9 Bezirke gab. Inzwischen hatte Kaiser Franz Josef 1857 den Abbruch der Stadtbefestigung befohlen und das Glacis als Teil des 1. Bezirks zur Verbauung bestimmt. Die Eingemeindung der außerhalb des Linienwalls gelegenen Vororte folgte 1890/92.

Quelle#


Felix Czeike. Historisches Lexikon Wien


Liste der Wiener Vorstädte#



Redaktion: hmw