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2. Zur spanischen Literatur. 291
fruchtlos versucht worden sind, gibt der König,
wieder auf den Rat Tristans, endlich seine Ein-
willigung zn der Vermählung mit der Statue,
Es versteht sich, daß Elisa in die Statue ver-
lleidet worden ist und der König, durch sein Wort
gebunden, »nn auch die Ehe mit der lebendigen
^tclwertretcrin zugeben muß, was er um so
lieber tut, da sich zeigt, daß der Alkalde, ihr
Vater, eigentlich von hohen Verwandten ab-
stamme. Zuletzt hat sogar der Zwillingsbruder
Eclio, der in dem Perfoncnverzeichnisfe gar nicht
umlommt, einen einzigen Vers zu sagen, als
man ihn nämlich mit der für Fclisardo be-
stimmten Tochter des Almiraute verheiratet,
Nas ist nun ein ganz vernünftiges Stück,
höchstens sollte es statt: der beste Lehrer die
alles dessen nehmen, was die Zeit mit sich
bringt. Ein König von Ibericn hat zwei
Kinder, eine» Sühn und eine Tochter, beide in
gute Wirkung macht, da das Prosaische des
Gegensatzes dadurch wegfallt. Nie Prinzeffin
Enphrosia prügctt Unv ^iuhme (hinter der Szene
dein Bruder der Prinzessin, Otto, verwundet
wird, Niese Gewalttat bringt das Mißuer
gnmi','n des Volkes über die beiden Königskinder
der König mit den Seinige!! vertrieben wird, Er
flüchtet übers Meer und fieht fich genötigt, niit
seinen Kindern zu betteln, so daß er froh sein
stelle zu erhalten. Nie Kinder find übrigens jetzt
Der Fürst des fremden Landes besitzt eben-
falls einen Sohn und eine Tochter, natürlich
verlieben fich die Paare wechselseitig ineinander,
Welt, Sehr gut ist sein alter Vater, der, indes
er sich völlig in feine neue Lage fügt, doch
überall die Würde des Königs durchschimmern
läßt. Auch Eufthrofia hat von ihrem hohen
Sinne so viel bewahrt, als gut ist. Sehr hübsch
macht fich die Szene, wo der vertriebene König,
von der Dorfgemeinde zum Nichter erwählt, dem
Herzoge die Hand zu küssen naht und unterdessen
seinen Stab der Tochter zu halten gibt. Na fie
mittlerweile vom Sohne des Herzogs angesprochen
wird, antwortet sie ganz im Sinne eines Richter«,
dessen Stab sie in den Handen trägt, Lupe ist
unübertrefflich in solchem Geltendmachcn von
scheinbaren Zufälligkeiten,
Ner Sohn des .Herzogs, der den Bruder
seiner Geliebten scheut, läßt ihm Geld in den
Weg werfen, das dieser findet und sich dafür
als Ritter kleidet und ausrüstet, so daß er nun
bald als Prinz, bald als Gärtner der Herzogs- tochtcr in den Weg kommt, was einige nicht fehr
schlagende Verwickelungen gibt, bis endlich die
Untertanen des vertriebenen Königs des eingc-
drnngencn Gcwaltherrfchers überdrüssig werden,
ihn verjagen und den früheren.Herrn aufsuchen.
Bettlers macht allen Schwierigkeiten ein Ende,
und eine Noppelhcirat führt znm Schluß,
HI eaztl^o «lei slzereto.
Ner Besonnene ist anfangs ziemlich unbc»
sonnen, Niccardo, die Titelrolle, obgleich mit
einer Cafandra verheiratet, macht doch der
Schwester Albertos, hippolhta, den Hof, Anf
einem andern Bewerber Hippolytas, Leonew, in
Begleitung zweier Niener überfallen, und es
stünde fchliinm um ihn, wenn nicht zufällig ein
Sevillancr, Felisardo, der eben in Madrid ange»
dazn käme und sich ans Niccardos Leite stellte,
mit dessen Hilfe die Angreifer zurückgeschlagen
und einer von ihnen schwer verwundet wird,
Riccardo nötigt seinen Retter zu sich nach Hause,
ohne aber bei ihrer großen Tugend weiter, ein
Arg zu haben. Von da ab aber ist Niccardo
so voll von dem Lobe seines Retters, er schildert
dessen Eigenschaften Ensandran in fo bezanbern»
dem Lichte, daß sich diese endlich in Zclisardo
verliebt fühlt und beschließt, ihm einen Vrief
zu schreiben. Während sie damit beschäftigt ist,
kommt ein Niencr Leonelus, des Vcranlasjers
jenes nächtlichen Überfalls, mit einer Ausfurde«
rung an Niccardo, Ncr Bediente des Hauses
auch den Vrief Cnsaudras an fclisardo, und da
er beide in dieselbe Tasche steckt, verwechselt er
sie, und gibt Rieeardon den Liebesbrief seiner
Niccardo ist wie aus den Wolle,! gefallen, Tas
einfachste fchien ihm, seine Frau umzubringen,
als Besonnener aber beschließt er doch, sie anf
eine minder gefährliche Art zn bestrafen. Er
Liebesbrief und verfpricht, sich bei der ange-
botenen Zusammenkunft einmünden. Ebenso
hat sich Felifardo der Auöiorderuug gestellt.
Lcoiielo i/t zwar über die Verwechselung der
Person überrascht, da aber doch Felisardo auch
sein Feind uoch vou jenem nächtlichen Überfall
her und zugleich sein Nebenbuhler in der Liebe
zu Hippolyta ist, so schicken fie fich Zum Kampfe
an, der nur durch die Nazwischenkunft des Gast»
freundes Alberto gehindert wird.
Nun kommt die Reihe an die Strafe des
Besonnenen, Niccardo gibt eine Neise vor, um
sammenlunft zu geben. Nachts zurückgekehrt,
kommt er in der Person Felisardos in fein
eigenes Haus, wo er die liebesdürsteude Gattin,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik