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. Zur Philosophie und Neligion.
Ich möchte die Philosophie eine Brille für
das geistige Auge nennen, Personen von
schwachem Gesichte tonnen sich ihrer mit gutem
^>i,'>g I^dienen, Für ganz Gesunde nnd sür
ganz Vlinde ist sie ganz überflüssig. Man hat
sogar Fälle, daß bei ersteren durch unvorsich-
tigen Gebrauch dieser Brille das Augenlicht
clwas geschwächt wurde.
Braucht keine Worte, möchte ich dcu Philo-
sophen zurufen, die in einer andern Bedeutung,
als in der ihr sie braucht, schon gang und gäbe
geworden sind! Es ist der erste Schritt zur
Begriffs-Er schleichung. Was haben die
Wvrle: Glaube, heilig, Gott für Verwirrungen
angerichtet in unseren Tagen
Man kann jedes Ding dieser Welt entweder
übrigen Dingen betrachten. Im erste» Falle
nimmt man die zugrunde liegende Idee zum
Masismdc und schätzt das Ding nach dem Grade
seiner Übereinstimmung mit dieser, d, h, mit sich
srU'st, und spricht ihm sonach eine Würde zu
oder ab; im zweiten betrachtet man es als
Zweck für andere Mittel oder als Mittel zu
und Fortbildung bis zu einem letzten Mensch-
heitszweck. Man erteilt dadurch dem Dinge
eiueu Wert uud die Individualität sinkt herab
Geltung,
lislln n übel jemals deuWellwciscn cineSchwierig^
dnelle nnd spezielle Vorsehung wollen, so mnßie
die Natur, um die Existenz des Geschlechtes zu
loninmungstrieb mitgeben, Wenn nun zwei solche
ist da, Mißgunst, Neid, List, Gewalt, was weiß
ich? Eine genau abgegrenzte Sphäre aber, wie
reden — mit der Freiheit vereinbarlich? oder -ibilität?
Die Idee fängt beim obersten Kettengliede
an nnd läßt sich zum untersten herab, der Ve-
griff beginnt beim untersteu Gliede uud steigt
vill bei beiden. In der Mitte der Kette Pflegen
gewöhnlich einige Glieder unsicher uud mangel-
haft zu sein, bei dem Begriff mehr gegen oben
Erde kommt,
Hvl'nn jemand glaubt, eine neue Idee
^metaphysische, moralische, anthropologische) ge>
funden zu haben, so kann er 99 unter IM
Menschen gelebt, daß die wahren (bei viele»
'alschcu> schon wiederholt gedacht, gesagt und
geschrieben worden sind, Hiervon machen nur
ihr Feld unbegrenzt ist uud dasselbe erst seit
etwa drei Jahrhunderten zweckmäßig bebaut
wird.
Die Vernunft ist nur der durch die Phan«
tasie erweiterte Verstand,
jett zurück, Einbildungskraft stellt zugleich das
Objett dar, von dem der Eindruck ausging. Ich
stand,
Der erste Schritt vom Wahrnehmen zum
Tlntrn ist nämlich, daß von den unter einer
ein Typus bildet, desseu Vorhandensein und
Zugrundeliegen bei jedem Begriffe mau, auch
noch in der höchsten Ausbildung der geistigen
keit gewahr wird. Dieser Typus vertritt au>
faugs die Stelle des Begriffes, und sein Aus-
griff möglich macht. Durch öfteres Wieder-
wmmen auf denselben Gegenstand uud öfteres
Hervorrufen feines Typus wird die Bildlichkeit
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik