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3. Iur englischen Literatur.
Shakespeare.
Es dürfte Shatcfpenrcu vielleicht gegangen
sein, wie dem Petrarca, Tiefer erwartete
den Nachruhm von feinen lateinifchen Ge-
dichten, legte alfo auf feine Sonette ge-
riugc-veu Hert, nidl'c' die Nachwelt erstere
ocvgesscu liat und mir die Sonette im rühm-
lichen Nndcnkeu beliielt Cbeufu wäre mög-
Iii!>, das; Shakcfpenre feiuo» epischen und ly-
riili,,,! Gedichten einen Vorzug vor feine»
dra,uatisn,e» '.'lrbeiteu gab, da er dort mit
den ^»ebildctcn zu tun halte, im Traum aber
bildeten Publitumo iügeu mus-,te. Tie Stelle
im Hamlet, nw dieser eine lwchst schwülstige
Iiaft ic^itiere» läs,t, d^uiet auf so etwa? l>iu.
Mciutc er vielleicht, wie Lopc de Vega, die
süi'sselu einsperre» >u mimV,,, u,u juli sciuci,
Zufelu'rn zu fügen, und war er ungehalten
des Sencea? Man sage nicht: IhatVirran'
w>rdo nicht blind g '^gc» fei»e eigenen Vor-
züge gewesr» fciu, ^a>? der ^.'leufch am
speare wollte viellriilit »ur al>? Schauspieler
»ud Schalifpieldirektar sein Brot verdienen
uud feiuem Pudlüum gerecht fei», iudcs er
in Tiefen der meiifchlicheu Natur hinabstieg. die seinem durchdringenden Geiste eben nichts
als Oberflächen waren, Daß er fast immer
nur fremde Ttiicke bearbeitete uud überar-
beitete, konnte auch dazu beitragen, ihm und
sei»eu Zcitgenosfen den Gefichtspnnkt zu ver-
rückn. Letztere haben lh» ja, unmittelbar
Fletchcr znrückgefetzt. Was mich aber am
meisten in dieser Meinuua, bestallt, ist das
Manierierte und TpiN!i!idi>i>', ja «alte in
seinen lyrischen und epifche» Gedichten, wo
es in seiner Macht staud, lediglich dem zu
folgen, was er für Schönheit und Kniist hielt,
Mir ist schon öfter die Vcrmntuug ge-
lommeu, ob nicln Shakespeare, wenn er auch
nicht selbst spanisch verstand, doch etwa durch
einen Freund, der der Sprache kundig war,
mit der spa»ifchc» dramatische» Literatur in
cinigeiu Zusammenhang war ^>ao mir fchon
bei Lopc dc Vega vorgeschwebt hatte, ist mir
jetzt wieder bei Lefung dee Lope de Nueda
Vei Shakespeare hat die Tarstellu»g des
Gefühle und der Leide»schaft häusig etwas
Tnmbolifches, er gibt ei»e Metaplnn'it d.'r
Leidenschaft, ein preeis, ein adls^s deo >',o»
fühls. Bei Lopc de Vega ist die Tarsteltmig
i»iuier rein der Natur abgefe^-u,
ShllkcfpcarcsZcithatteoc'u ,>,,» lcineswegs
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik