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Zeitgedichte. 131
Mit dem »opie fillNt
Und dem Gefühle denkt,
Ist sie nicht wert, daß man sich krault,"
Eins aber ging verloren, eins,
Ter Unsclmld Glück, o Östreich, dein's!
In Deutschlands kalter Nebelnackt,
Irrwische leuchten, fauler N<mst,
Mit der Natur einschlief die Kunst,
Lagst du, Oasen ähnlich, da
Für den, der bcss're Zeiten sah,
Ei» lauer hauch ging durch die Luft,
Tnrchwnrzt von klciuer Veilchen Tust,
Nie Bäume standen froh uud fliscl,,
Von Licht nnd Schattcu ein Gennscli,
Was wahr, teilt Gott au alle gleich'
Tniu! gab's in deine» Tälern Schall,
Es klang das Lied der Nachtigall,
Iudes au deiuer Grenze Saum
Und Paftagcicu fiuncntfernt
Nachplappern, ums fie eingelcrut.
Allein die Glctfchcr schreiten fort,
Es wächst das Eis vuu Ort zu Ort,
Und der Pedant, ein rauher Nord,
Was liegt daran! Aas Wort »ergeht,
Nie Kunst, der Mensch, die Welt besteht.
Noch wenn, nicht mehr wie sonst geneigt,
Nas Lied dir, gleich den Nachbarn, schweigt,
Nann denke still in dich gekehrt:
Sind wir noch, es zu hören, wert?
Nahm etwa der Erkenntnis Vanni
Nicht dem des Lebens Licht und Nmim?
Nie Wahl schon einmal schwer sich wies:
Sie kostete das Paradies,
Mistreß Thaw.
11839,,
Ihr frenet euch der lauten Katarakten
Am schroffen Fels, um den der Nebel schinebt.
Indem euch Schauder über Schauder packten,
Fühlt ihr die Seele erst, dieweil sie bebt. Es gellt das Ohr, die wirren ^innc schwanken,
Statt klaren Wassers sprüht geballter Tchanm,
Macht erst Empfindung sich, Vegeistrung Naum,
Ich liege gern am mousgeschwelltcn Nande,
Aas Laubdach schirmt vor heißem Sonnenbrände,
Nas Gras durchwirkt der Vlunicn helles Gold,
Nes Wassers Lippen und der Bäume Zungen,
^alb an dem Ohr, halb in der Vrnst erklungen,
Umkreist ein Ttrom mich leiser Harmonie,
Na tönt vom Bnsch ein Lied der Wuuderkehle,
Ersteigt und schwillt, klingt nach, verhallt und
stirbt,
hab' Aank, du Zauberin, o Philvmclc,
In die verluren, man sich selbst erwirbt.
An Fanny Elßler.
<185I,>
So willst du dich der Kunst entziehen?
Gib sie nicht auf, die heil'ge Knust!
Was uus zum Schuh ein Gott verliehen^
Hat sich gelöst iu Nebeldunst,
Aas Gute, der Verstand, die Sitte,
Zähmt nicht mehr dieses störrische Geschlecht,
Blind für das Unheil, taub der Bitte,
Nur die Gewalt behielt ihr altes Nccht,
Nach außen die Gewalt der Waffen,
Nach innen zu der Künste Macht,
Aic streng gebiete», weil sie schaffen,
Weil Aafein wird, was fie gedacht i
So daß der Mensch im reine» Spiegel
Eich als das Urbild selbst erkennt,
Nas ausgelöschte Geistersiegel
Ihm neu auf seiner Stirne breuut,
Nir ward die holde Macht gcgebeu,
Sei günstig du für so Uiel Gunst:
Nicht dir allein gehört dein Leben,
Gib sie nicht anf, die heil'ge Kunst!
. Zeitgedichte^
Ter Tchifser und sein Tohn auf der Höhe dei
Insel 3i. Helena im Jahre 2313.
Siehst du dort an des Horizontes Sa»,»,
Wo sich die Wellen zu den Wellen neigen,
Hoch in dem blauen, ewig heiter» Naum
Nie schroffgetürniten Insclmassen steigen?
Sich hin, mein Sohn, und merke dir's genau!
Ncr Fels, der dort sich hebt im Woltcnbiau, Ist würo'ger, vom Aug' geschaut zu werden,
Als jeder andre Naum auf dieser Erden,
Anf dieses öde, mccrumtobte Land
Ward in der Väter Zeit vor granen Jahren
Ein macht'ger weitberühmter Man» verbannt,
Von allen, die jetzt sind und die je Ware»,
Und die je tomme» werde» auch vielleicht,
Im Großen wie ini Schlimmen nuerreicht:
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik