Seite - 105 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II

L. Liebeslyrik. Cherubin. Wer bist du, die in meines Herzens Tiesen, Tic nie der Liebe Sonncnblick durchstrahlt. Mit unerklärter Zaubermacht gegriffen? Wer bist du, süsie, reizende Gestalt? «,cnil,!e, die nn >',rund des Herzens schliefen, hast dn geweckt mit himmlischer Gewalt, Gesellt ist me,n ganzes, tiefstes Wesen, Und itrajt und Wille fehlt, das Vand zu löjen, Sel,' ich der Glieder zarte Fülle prangen, Gehüllt ins fchöngefchmückte «nabentleid, Tic runden, lieb» und fchamgefärbten Ti^' blöde knabenhafte Schüchternheit, Tas dunkle erst erwachende Verlangen, Tns brennend wünscht und zu bcgehrcu sllient, Den Flamnienblick, tief in den Grund ge- So fcheinst du mir der reizendste der Znaben, Tuch seh' ich dieses Vuscns Wallen wieder, Verräterisch durchs ncid'sche Äleid gebläht, Ten Nacken, glänzend, wie des Schwans Ge- fieder, hör' ich den hiinmcl^tlnng der Zanber« lieder. Und was ein jeder Sinn nuch leis' erspäht, .horch' ich des .Herzens ahnungsliulleu Tönen, So nenn' ich dich die ilrone aller Schönen. Schlicht' diesen Sturm von kämpfcnden Ge- fühlen, Gebiete diesem wildempörten Blut, i.'aß meinen Blick in diesen Reizen wühlen, i?aß mich der heißen Lippen Ficbcrglnt In dieses Buseus regen Wellen lühlen! lind meiner «üsse räuberische Flut Soll das Geheimnis dir im Sturm cut« Welches Geschlecht sich rühmt, dich sein zu heißen.