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D, Aus dem Nciche dcr 5ti>nst und Literatur, 113
Mit dem Naub von Trajans Ehren
Hast du plump dein Werk behängt;
Aber l'ine Zcit wird kommen,
Ta zerstäubt geraubte Zier,
Was spricht, Heuchler, dann von dir?
Kolosseum, Nicscnschllttcn
Von dcr Vorwelt Machtkoloß!
Liegst du da, in TodZermattcu,
?» den Martcrtod erwarbst,
Mnßtt'st du das Kreuz noch tragen,
Än d^ni, 5>lr>iches, du starbst!
Nehmt cs weg, dies heil'ge Zeichen,
Alle Welt gehört ja dir;
Ud'ral!, nur bei diesen Lcichcn,
Ub'rnll stehe, nnr nicht hier! -^
Avcnii rin ^tamm sich loc'gelisjen
lind den Vater mir erschlng,
^'^nu's anch Gottes Zeiche» trug?
Kolosseum — die dich bauten,
Sprachen in bekannten Lauten,
Dich verstanden — sind nicht mehr!
Neine Größe ist gefallen,
Und die Großen sind's mit ihr,
Eingestürzt sind deine Hallen
E i b c h deine Tür',
O, so stürz' denn ganz zusammen,
Und ihr andern stürzet »ach,
T«I^I O'rdc, fluten, Flammen,
Ihre Größe, ihre Schmach!
Hauch' ihn aus, deu letzten Odem,
Riesige Vergangenheit!
Flaä, dahin, auf flachem Boden Am Morgen »ach einem Tturme.
«Gart» 1818,)
Hast einmal wieder gestürmt?
Wildes, tobendes Element!
feindlich kampscnd angcrennt?
Töricht! fruchtlos!
Und der .Himmel wölbt sich, heiter glänzend,
Lächelnd, über sie und dich,
Nu aber bist trüb und düster,
Weil sie fest uud grünend,
Beneide nicht den Himmcl,
Weil er blau uud hell.
Bist du minder fest als jene,
Bist du heller doch als sie;
Bist du minder hell als dieser.
Bist du fester doch als er^
Nruni gib auf nur die Beschwerde!
Sei erst ruhig, und dann schau,
Ob du grün nicht, wie die Erde,
Wie dcr Himmel blau.
In der Fremde.
<K»nstantin°vcl I8i3,>
Wär's doch damit am Rand!
Vor Höreu und vor Sehen
Vergeht mir der Verstand,
So willst du denn nach hause?
?(ch nein! Nur nicht nach Haus!
Tort stirbt des Lebens Lebe»
Im Einerlei mir aus.
Wo also willst du weilen,? '
Wo findest du die Nast,
Wenn üb'rall du «nr Fremde,
2ic Heimat nirgend hast'
D. Aus dem Neiche der Kunst und Literatur.
Als Gott die Menschen schuf nach seinem Bilde,
Eandt' er, der karg und unvc-Ilendcnd nie,
Zwei Engel in das irdische Gefilde,
Nie Prosa er genannt uud Poesie,
Nie eine, stark von Wuchs, mit sichern 5>i,,l
Netritt den Boden festen Tritts und
scharf,t
i
Nes Sämanns Tuch um ihre mächt'gen Lcndeu,
Streut sie den Samen jeglichem Bedarf,
s'WIIvarzeiZ sämtliche Werle, I I , Vie Tchwestcrn.
,1841,>
Tie andre, zarten Bau's und schmächt'gcr Glieder,
Nen kleinen Fuß von jedem Steiu verletzt,
Trägt, wie den leichten Vogel sein Gefieder,
Ein Flügclpaar, den Schultern angesetzt,
So wandeln sie: die ältre, stark und tüchtig,
Erkennt, was dieser Erde nützt und frommt.
Indes die jttngre, eine Votin flüchtig,
Nie Kunde bringt, die hoch von oben kommt.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik