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VI,
sein Anblick hinreichend luäre, niir ue>,eu Mut
in die ^eele zu gieße», Oorinit puer, non
Außer dieser echt katholischen Neüaue» Ä„
maligeu ^-ieu.
Ich begab nnch dalier ans den Veg, und
zwar allein, wie ich immer geliebt In:
Prag genoß ich die verlörperteu Insiorisclieu
Erinnernngen der berrlickiei, Ttadt, und vor
ginge» anssordcrnd durch nieinen Si»», Von
da über Teplitz nach Trevde», und zwar mit
den, Laudtutscher, da e^ damals nnt Neise»
gelegeulieiteu schlecht bestellt war, Teu H e^g
vertürüe niir iibrigens ein ältlicher Mann mit
s>. iuer n>ngeu ^rau, der unerschöpflich in dem
Lobe von Prag war, .Haben Sie die, Gemälde-
sammlung gesehen? fragte er, Ich lvußle gar
niclit, daß es eine solche ii, Prag gab, Tas
sind Bilder! sagte er, besonders eines darunter
von Rassnel oder Gabriel, wie er heißt.
In Gießbübel hörte ich zuerst vou eiueni,
dem Auscbeiue nach vornehnieu Mann den säch»
sischeu Tialett spreche,,, uud ich glaubte »ergehen
zu miisieu, Tie österreiclnscl,e Muudan ist
plnmp, die sächsische aber abgeschmackt, Eiueu
noch viel wunderlicheren Eindruck mac!,!e es
auf milch, als ich in der Gegend von Meißen
eine ziemlich hübsche Kellnerin mit einige,,
Fuhrleuleu die gröbsten ^oten in dem reinsten
Teulsch vorbringen hone, Iu Tresden zog
mich die Bildergalerie so an, daß ich ihr fast
meine gau^e achttägige Zeit widmete uud erst
am lehten Tage nach Tharaudt hinausfuhr, nm
doch auch etwas Uou der schönen Natnr zu ge
nicßen, Wiuller (Theodor Hell' nahm mich sehr
gnt auf. Sonst kannte ich niemand, als Ticcl,
der mich in ÄÄe,i besucht hatte, und Völliger,
mit dem ich zur Zeit der 3ap','ho einmal Briefe
gewechselt, wo deuu nieiu Äuiwurtschreibeu sich
in den anerlenueudsteu Aufdrücken erging, weil
ich bei meiueui schlechtcu Gedächtnisse und ge°
riuger Belanutschast mit der dentschcn Liieraiur
ihu unl Vertuch in eine Person zusammenwarf,
leicht seine Tochter, antraf, die eben des Valero
hielt nämlich eine kleine, höchst obszöne Lrz°
figur mit einem für die Lchamhaftigieit viel
zu lur^eu Mantel in der Haud, au der sie
unbefangen fortputzte, während sie mit mir
sprach, Änch zu Ticck ging ich, der mich siir
den Abend auf die Vorlesung eines Thate-
aber höchst ermüdend, da er zwischen den Akten ! !N^ -,'!! >!!',' ,,,,!,'!'!>' uud aiil'l) die !'>'!>/,,d>',i '!.'>-
s^ueu U'eder durcl, die '.!,'a,u,u, uo.l>. ,ü,
nalnue der wiimu,.'!, "vigineu, dm/
ivechfluug der ^!,mme be',> >.l,ue!e, ?!e
seiuer höchst ge,uii,!uen ^uliörer nickte dal!i^
ani d,'u !,!>,, >!,, uud wurden nur durch die
Zeichen d>> ^en>i!!c> ,i!,,!,/u'>,!l, >u U'elche sie
lebhast miteinstiminten, Mi.l, selbst snvugle
dic Vorlcsnug so au, daß ich darauf bei s,,>!,,,'
der ",>iacht eine Stuude ,,u freien l>eruu,gel,en
innßte, u,n meiue Geister sur d,n 3>l>l,n >,l
Üiulie zn senen, '.lu eine,u der solgeudeu 'übende
!,>,', ,v u,!v oie ^>il,I dec- zn leseudeu
Hm d,u Ilinfang seines dellamalorischen Ta>
lentes teuue,, zn lernen, wählte ich eiu ,!
Er la? deu ^dip aui >>>>,>',,>,' ,>l>,, ^,';!n>!l, -,
Lesuug des ^iielc- da> zu>e,le i? iu «olouos
kurz aussprach, also ui>!,t wußte, dis^
Griechische» mit langen, O gescl,rieben loird,
Tas Merlivürdigste aber, daß er nun auch duich
das ganze Tlück gegen Versinaß und sühittbmus
iinmer >tolonos mit kurzem O las, >
er den Teit verbessert »ud uiclit emcn Vocl
geschossen hätte, Trotz seiner mau,,,
Gaben habe ich Ticck nie leiden ,uögl l^
>!omisch Parodischen ist er initunter vori^
und wenn nicht das Formlose seine Anlage
wäre, er hätte eiu guter Lustspieldichler werden
Gelegenheit findet? Jean Paul hatte, im > ,
gensatz von Tieck, eine wirtliche und wahre,
limpfindnng! er ging ihr aber als eine,» Ge»
»nßmittel nach uud rersiel dadurch im ^,up>
fiudelei, Ta nuu zugleich seiue Phantasie nicht
gleichen Schritt hielt, so geriet er, so oft die
Empfindung vorherrschte, in Ncbelgestnlten, »ud
weuu er objettw sein wollte, aus Gemeinheiten,
Nur iu seinem Stillcben gelang es ihm, beide
zu vereinigen, nnd da ist er anch vortrefflich,
^eu, ec- hart sch,'i,ieu sollte, so begabte Schrift»
steller als ilnnstuerderbcr bezeichnet zn sehen,
der mag nur wissen, daß die jeweilig !
derber der >iu:,u immer begabte '^christsteller
sind, da nni solche zur Billigung oder Nach«,
ahmnug verlocken. Unbegabte verlacht man,
Von Tresdcn ging es nach Berlin, Ich
kannte von den dortigen Liievaloren niemaud,
wohl aber ein paar Justiz-Kommissare, vor»
treffliche Lcnte, die lnrz vorher in Wien ge»
Wesen waren, Einer von ihnen war Voi u,,,, d
d>i Sängerin Sontag, und ich machte dic Be<
kamiischait dieser halben Landniäuuiu ebeu er',t
iu Verliu llberliaupt bildete damals das Kö»
nigsstädter Theater die Hanptnnterhaltnng,
Tas Königliche Schalispiclhans wnrd.', >veu,i
ich mich recht erinnere, znr Zeit (i,n Jahre l,^ '^?
oder 1828) ebeu erst gelmut, und in d'm
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik