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vom 02.07.2022, aktuelle Version,

Schwedenkreuz (Erlass Ferdinands III.)

Schwedenkreuze gemäß einem Erlass Kaiser Ferdinands III. sind jene Bildstöcke, Kreuze und Säulen, die gemäß einer Anordnung Kaiser Ferdinands III. aus dem Jahr 1650 aus Dankbarkeit für den Friedensschluss nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs errichtet oder mit einer entsprechenden Inschrift versehen wurden. Dadurch lassen sich diese auch „echte Schwedenkreuze“ genannten Denkmäler von den im Volksmund häufig Schwedenkreuze genannten einfachen Stein- oder Sühnekreuzen unterscheiden, bei denen kein historischer Bezug zu den Schwedenkriegen besteht.[1] Durch die im Erlass Ferdinands III. vorgegebene Inschrift heben sich diese Schwedenkreuze auch von solchen Kreuzen und Bildstöcken ab, bei denen es zwar einen historischen Bezug zu den Schwedenkriegen gibt, die aber unabhängig vom kaiserlichen Erlass und gewöhnlich mit lokalem Bezug (z. B. Kriegsopfergrab, Dank für die Befreiung eines Dorfs) errichtet wurden.

Geschichtlicher Hintergrund

1645/46 kam es im Rahmen des Dreißigjährigen Kriegs zu einem Einfall schwedischer Truppen in Österreich. Insbesondere das nördliche Niederösterreich war monatelang von Schweden besetzt. 1648 wurde der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden beendet.

Ferdinand III. erließ am 16. September 1650 ein kaiserliches Patent folgenden Inhalts:

„So befehlen wir hiemit Euch allen und jeden obermelten Obrigkeiten insonderheit aber Euch denen Landleuthen und Grundherrn aller Orthen im gantzen Lande genediglich und wöllen dass Ihr Gott zu Ehren und Danksagung auch zu lobwürdiger Gedächtnuss an denen Strassen Pässen und Wegschaiden die Stainern oder andere Creutz und Bett Marter Säulen welche die alten Gottseeligen Christen durch das gantze Teutschland auss sonder Christlichen bedencken auff denen Wegschaiden auffrichten lassen die an vilen Orthen umgefallen oder auch sonsten nidergerissen worden jeder auff seiner Jurisdiction … von dato diser Unserer genedigsten Verordnung inner Zway Monathen wider umben auffrichtet vernewert und darein oder daran ein Crucifix mahlen insonderheit eines jeden Creutz in ainen Stain oder eysen Blech mit erhoben wohl lesserlichen Buechstaben machen lasset:
Lob Preiss und Danck dem Friedens Gott der uns hat gführt auss der Kriegs Noth“[2]

Vereinzelt wurden anschließend regional ausdrücklich ähnliche Beschlüsse gefasst, so vom Rat der Stadt Wr. Neustadt am 17. Jänner 1651.[3] Zum einen wurden durch diese Verordnung Ferdinands III. neue Bildstöcke errichtet. Zum anderen wurden bereits bestehende, früher aus anderen Gründen errichtete Säulen und Wegkreuze – oft im Zuge einer Renovierung – nachträglich mit der vorgegebenen Inschrift versehen und damit umgewidmet.

Schon einige Jahrzehnte zuvor, 1598, hatte es im Zusammenhang mit den Türkenkriegen eine ähnliche Verordnung gegeben, auf die die Raaberkreuze zurückgehen.

Liste der Schwedenkreuze

In der folgenden Liste werden jene Objekte erfasst, die nachweislich eine Inschrift entsprechend dem Erlass Ferdinands III. tragen oder trugen.

In der Spalte Inschrift werden nur jene Inschriften(teile) zitiert, die in etwa dem Erlass entsprechen. Kursiv gesetzt ist die Wiedergabe von Inschriften dann, wenn sie nicht unmittelbar auf dem Original eines Denkmals beruht, sondern auf anderen Quellen.

Bild Bundesland, Gemeinde Adresse / Lage Name Beschreibung Erhalten Inschrift Jahr (laut Inschrift) Denkmalschutz

Baden

bei Wiener Straße 37
(Lage)
Wiserkreuz Steinpfeiler mit Reliefs (S: Gekreuzigter, W: Christus am Ölberg, N: Geißelung Jesu, O: kreuztragender Christus), gekrönt von steinerner Pieta.[4] Ja LOB PREIS UND DANCKH DEM FRIEDENSGOTT

DER UNS HAT GEFIHRT AUS DER KRIEGSNOTH

1651 77440f1

Fels am Wagram

Gösing am Wagram, nördlicher Ortsrand.
(Lage)
Schwedenkreuz Pfeilerbildstock mit Inschrift am Tabernakel Ja LOBED ALE GOD

WEIL ER VNS HAD GEFIRD AUS GRIEGES NOD

1656 23821f1

Fels am Wagram

Gösing am Wagram, südwestlicher Ortsrand.
(Lage)
Weelfel-Kreuz Pfeilerbildstock mit Inschrift am Tabernakel Ja LOBED ALE GOD

WEIL ER VNS HAD GEFIRD AVS CRIGES NOD

1696 (vermutlich: 1656 falsch renoviert)[5] 23818f1

Hainburg

Hainburg, Landstraße 20
(Lage)
Ulrichskapelle Inschrift über Tor der Ulrichskapelle. Ja Lob Preis und Dank dem Friedensgott

der uns hat

11236f1

Hainburg

Hainburg, Landstraße, nahe Ecke Industriestraße
(Lage)
Zu den Eingemauerten / Dickes Kreuz Massive viereckige Säule (in die zwei Menschen eingemauert wurden) mit Bildnischen.[6] Teil der Inschrift fehlt LOB PREIS VND DANCK DEN FRIDENSGOT

DER uns HAT GEFIRT aus dER KRIEGes NotH

1650 Nein

Hollabrunn

Hollabrunn, Babogasse 9
(Lage)
Schwedenkreuz Steinpfeiler mit Reliefs von Kreuzigung und Arma Christi. Ja Lob Preis u. Dank dem Friedens Gott

Der uns hat geführt aus der Kriegesnoth

1651 18651f1

Nähe Korneuburg

außerhalb Korneuburg, an der Straße nach Stockerau Säule, die zusätzlich eine Raaberkreuz-Inschrift trägt.  ? Lob Preis Und Dank Dem Friedens Gott

Der Uns Hat Geführt Aus der Kriegsnoth[7]

1648 vielleicht identisch mit 22837f1?

Krems an der Donau

Stein an der Donau, bei Steiner Landstraße 3
(Lage)
Wuchtiger Pfeiler mit Reliefdarstellungen Leiden Christi, von 1610. Nachträglich mit Inschrift entsprechend Erlass Ferdinands III. versehen.[8] nur mehr teilweise leserlich Lob breis und dank dem Fridens Gott

der uns hat bracht aus der Krieges Noth

- 77405f1

Maissau

Maissau, Am Berg
(Lage)
Teil einer Inschrift in Presshaus eingemauert teilweise …RIDENGOT

DER VNS HAT GEFIERT AVS DER KRIEGESNOTH

1651 Nein

Mödling

Mödling, Museumspark (ursprüngl. Standort: bei Hauptstraße 5) Passionssäule[9] Gotische Säule, um 1500, ähnlich Spinnerin am Kreuz (Wien). 1650 ergänzt um Inschrift gemäß Erlass Ferdinands III. Verfallen, spärliche Reste der Säule seit 1994 im Mödlinger Museumspark.[10] spärliche Reste der Säule; Inschrift nicht erhalten. LOB PREIS VND DANCK DEM FRIEDENSGOTT

DER VNS HAT GFVHRT AVS DER KRIEGSNOTH

1650 Nein

Neunkirchen

Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt Inschrift im Presbyterium, gegenüber dem Hochaltar; entdeckt bei Kirchenrestaurierung 1905.[11]  ? All's Lob und Ehr dem Friedensgott,

Der uns erlöset hat aus Kriegesnoth, welcher dreißig Jahr gewähret forth, darauf renoviert dies heilig Orth.

Pernersdorf

Peigarten, nördlich außerhalb des Orts
(Lage)
Schwedenkreuz Toskanische Säule auf Postament, mit Quaderaufsatz und bekrönendem Steinkreuz Ja LOB BREIS TEM FRITENS GOT

DER VNS HAT GEFIRDH AVS DER KRIGES NOTH

1656 12686f1

Retz

Retz, nordwestlich außerhalb der Stadt
(Lage)
Schwedenkreuz Pfeilerbildstock mit Inschrift am Tabernakel Ja Lob und Preis dem Friedensgott,

der uns geführt aus Kriegesnot

1651 Nein

Straning-Grafenberg

zwischen Grafenberg und Wartberg Engelbrecht-Kapelle Pfeilerbildstock von 1655, um den 1866 eine Wegkapelle errichtet wurde.[12] Ja (eingemauert) LOP EHR PREIS VND DANK DEM FRIDENSGOT

DER VNS HAT GEFIRT AVS DER GROS NOT

1655 Nein

Traiskirchen

Traiskirchen, Ecke Wr.-Neustädter-Str. / W.-v.-d.-Vogelweide-Str.
(Lage)
Schwedenkreuz wuchtiger Tabernakelbildstock, auf polygonaler Säule, mit Spitzhelm. Bildstock wohl älter als die Inschrift. Ja DRASKIRCHEN LOB PREIS VND DANKH DEM FRIDENSGOTT

DER VNS HAT GEFIERT AVS DER KRIEGSNOT

1650 78306f1

Zwettl

Zwettl, bei Galgenbergstraße 32
(Lage)
Schwedenkreuz Pfeilerbildstock mit Tabernakel und Steinkreuz; Reliefs der Arma Christi. Ja LOB PREIS VND DANCH DEN FRIDENSGOT

DER VNS HAD GEFIRT AVS CRIEGES NOD

1651 76251f1

Aigen-Schlägl

St. Wolfgang Friedenskapelle große Wegkapelle über Kriegsgrab[13] Ja Lob Preiß und Danck dem Friden Gott,

Der uns hat geführt aus der Kriegs Not

1652 16440f1

Grein

Grein, bei Kreuznerstraße 47
(Lage)
Blaues Kreuz monstranzartiger wuchtiger Bildstock, errichtet von Sigmund Ludwig Graf von Dietrichstein Ja LOB PREIS VND DANCKH DEM FRIDENS GOT

DER VNS HAT GEFIERDH AVS DER KRIEGS NOT

1650 21747f1

Linz

Linz, Nähe Wassertor Burgfriedsäule Grenzsäule zwischen Burggericht Linz und Kaiserlichem Landgericht; errichtet 1655 an Stelle eines zerstörten älteren Grenzsteins von 1554.[14] Ja (?) LOB PREIS UND DANCKH DEM FRIDEN GOTT

DER VNS HAT GEFIERTH AUS DER KHRIEGS NOTH

1655 Nein

Linz

Linz, Auerspergstraße
(Lage)
Pestsäule / Friedensobelisk auf Quadersockel: Obelisk, gekrönt von Metall-Doppelkreuz. Pestsäule von 1630, 1650 um Inschrift ergänzt Ja Lob Preiß und Danck dem Fridens Gott

der unß hat gfiert auß der Khriegs Noth

1650 118819f1

Oepping

Lt. Oeppinger Gemeindezeitung: „An vielen Orten wurden Kreuzsäulen aufgestellt mit der Inschrift: ‚Lob, Preis und Dank dem Friedensgott, der uns befreit hat von Pest, Hunger und Kriegsnot‘. Auf der Straße von Götzendorf nach Rohrbach stehen drei solche Säulen, eine steht auf dem Wege von Rumerstorf nach Peherstorf.“[15]

Nähe Windischgarsten

Kreuzung Hengstpassstraße / Höllgraben (Gemeinde Rosenau am Hengstpass?) Steinsäule mit Inschrift (1962 renoviert) und modernem Aufsatz[16] teilweise (Steinsäule ist wohl nur Rumpf des ursprünglichen Denkmals; Inschrift bei Renovierung orthografisch modernisiert) LOB PREIS UND DANK DEM FRIEDENSGOTT

DER UNS HAT GEFÜHRT AUS KRIEGESNOT

1662 Nein
W

Wien

Wien, Triester Straße
(Lage)
Spinnerin am Kreuz Gotische Steinsäule aus dem 14. Jahrhundert, später mehrmals mit Inschriften versehen. Inschrift nicht mehr vorhanden Lob Preis und Dank dem Friedensgott

Der uns geführt aus Kriegesnoth[17]

1650 86590f1

Literatur

  • Werner Lamm: Wegbegleiter. Totenleuchten, Bildstöcke und Marterln – markante Zeichen am Weg. in: Niederösterreich Perspektiven, 4/2011, S. 22–24.

Einzelnachweise

  1. Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich: Landesfürstliche Einflussnahme auf Martersäulen und Kreuze.
  2. Franz Anton von Guarient: Codex Austriacus ordine alphabetico compilatus. Pars prima. Band 1, Verlag Leopold Voigt, Wien 1704, S. 253 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Josef Mayer: Geschichte von Wiener Neustadt. Selbstverlag des Stadtrates Wr. Neustadt, 1927. S. 40.
  4. Wiserkreuz, auf www.marterl.at
  5. Weelfel-Kreuz. auf: www.kleindenkmaeler.com. Salzburger Bildungswerk
  6. Sühnekreuz Hainburg (I). auf www.suehnekreuz.de
  7. Spazierfahrten in die Gegenden um Wien. Wien 1794, S. 191.
  8. Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens. Band 2: Viertel Ober-Manhardsberg. Wien 1839, S. 49.
  9. Johann Gabriel Seidl: Wien's Umgebungen. Wien 1826. S. 253.
  10. Mödlinger Hauptstraße NEU. in: Mödlinger Stadtnachrichten 10/2013, S. 6–7.
  11. Das Vaterland, 20. Juni 1905, Nr. 197, S. 3.
  12. Engelbrecht-Kapelle, auf www.kleindenkmaeler.com
  13. J.K. Merinsky: Volkstümliche Andachtsmale mit besonderer Berücksichtigung jener des oberösterreichischen Alpenlandes. In: Christliche Kunstblätter. Heft 3, Linz 1936, S. 18 (anno.onb.ac.at).
  14. Georg Grüll: Das Landgericht Linz (1646 – 1821). In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1957. Linz 1957, S. 145–146 (ooegeschichte.at [PDF]).
  15. Erwin Hannerer: Oepping und seine Geschichte. Folge 10. in: Oepping aktuell. März 2016.
  16. Wegkreuz „zur Hölle“, auf www.sagen.at
  17. Johann Hofmann: Die Reise auf der Eisenbahn von Wien bis Baden. Wien 1842, S. 6.