Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 16.05.2020, aktuelle Version,

Villa Wartholz

Villa Wartholz
Villa Wartholz um 1900

Villa Wartholz um 1900

Entstehungszeit: 1870–1872
Erhaltungszustand: renoviert
Ort: Reichenau an der Rax, Osterreich  Österreich
Geographische Lage 47° 41′ 54″ N, 15° 49′ 35″ O
Höhe: 502 m ü. A.
Villa Wartholz (Niederösterreich)
Villa Wartholz

Die Villa Wartholz oder Schloss Wartholz ist eine ehemalige Kaiservilla in Reichenau an der Rax in Niederösterreich. Der Name leitet sich von einer in der Nähe befindlichen spätgotischen Lichtsäule aus der Zeit um 1500 her, die den Namen Wartkreuz trug. In der Villa findet seit 2008 jährlich der Literaturwettbewerb Wartholz statt.

Geschichte

Wartholz wurde von Heinrich Missong (1844–nach 1901)[1][2] nach einem Entwurf von Heinrich Ferstel im historistischen Baustil in den Jahren 1870 bis 1872 im Auftrag von Erzherzog Karl Ludwig, Bruder von Kaiser Franz Joseph I., gebaut. Der schlossartige Bau mit Türmen wurde weniger für Repräsentations- denn für Erholungszwecke geplant.

Karl Ludwig verbrachte auch schon vorher viel Zeit in dieser Gegend, die den Jagden des Kaiserhofes vorbehalten war. Das Karl-Ludwig-Haus des ÖTK auf der Rax ganz in der Nähe wurde nach ihm benannt.

Die Villa wurde so geplant, dass man einen Blick über das ganze Tal hatte. Es wurde aber rundherum als Sichtschutz ein Wald angelegt, sodass es im Endeffekt kaum eine weite Aussicht gab.

Da das Gebiet um Reichenau seit dem Bau der Südbahn zu einem beliebten Ausflugsgebiet der adeligen Gesellschaft wurde, trafen sich in der Villa Wartholz immer wieder Mitglieder der kaiserlichen Familie sowie Mitglieder des Hochadels, Künstler und Wissenschaftler. So entstanden in der Nähe auch noch andere Palais, wie das Schloss Rothschild.

Foto von der Verleihung des Maria-Theresien-Ordens am 17. August 1917 in der Villa Wartholz
Fotos von der Verleihung des Maria-Theresien-Ordens am 17. August 1917 in der Villa Wartholz

Die Villa benutzten auch Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita; Karl I. war privat Eigentümer der durch Erbschaft an ihn gelangten Villa. Sein Sohn Otto von Habsburg (1912–2011), nach Karls Tod 1922 bis 1973 Eigentümer der Villa, wurde in der Villa Wartholz geboren. Auch die Taufe und die Erstkommunion empfing er in der Kapelle, die sich in der Villa befand.

Am 17. August 1917 hielt Karl I. aus Anlass seines ersten Geburtstages inmitten des Weltkrieges[3] in der Villa eine Zeremonie ab, in der er den Maria-Theresia-Orden an 24 Offiziere überreichte (vier Kommandeure, 20 Ritter), unter denen sich Erzherzog Josef August, Kövess, Dankl, Arz, Wurm und Banfield befanden.[4] Auch am 17. August 1918 fanden auf Wartholz die Promovierungen zum Maria-Theresia-Orden statt,[5] wobei unter anderem Bardolff, Lehár, Wächter, Rozwadowski und Cavallar ausgezeichnet wurden.[6]

Da die Liegenschaft Privateigentum eines Habsburgers war, blieb sie vom 1919 beschlossenen Habsburger-Gesetz unberührt. 1973 verkaufte Otto Habsburg-Lothringen das Anwesen (ohne Inventar) an das Land Niederösterreich, dieses verkaufte es aber bald weiter.[7][Anm. 1] 1982 erwarb ein Architekt die Villa, der plante, hier eine Kaiser Karl-Gedächtnisstätte einzurichten. Dieses Vorhaben erwies sich für den Betreiber jedoch als ökonomisch nicht realisierbar. Das Anwesen musste erneut verkauft werden. Es steht seit 2001 im Eigentum der Besitzer des benachbarten großen Garten- und Dekorcenters. Das Gebäude wurde in den letzten Jahren umfassend restauriert.[8]

Literatur

  • Fritz Trauner (Musik), Franz Allmeder (Text): Wartholz, du Ideal! Wiener Musikalienverlag, Brüder Mändl, Leipzig/Wien 1917. (Ihrer kaiserlichen und königlichen Majestät, der Kaiserin und Königin Zita in tiefster Ehrfurcht zugeeignet.)
  • Erika Oehring: Zur bildhaften Wirkung der Architektur in der Landschaft – am Beispiel zweier herrschaftlicher Landsitze der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Reichenau an der Rax. Diplomarbeit. Universität Salzburg, Salzburg 1992.
  • Peter Aichinger-Rosenberger (Bearb.): Niederösterreich südlich der Donau. Band 2: M bis Z. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs, topographisches Denkmälerinventar. Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 1827 ff.
  • Friederike Griessler: Villa Wartholz – Reichenau an der Rax. In: Edith Bilek-Czerny (Red.): Semmering – UNESCO Weltkulturerbe. Denkmalpflege in Niederösterreich, Band 29, ZDB-ID 1467329-0. Amt der NÖ Landesregierung (Abteilung Kultur und Wissenschaft), St. Pölten 2003, S. 32 ff.
Commons: Villa Wartholz  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Toplitsch: Habsburger in Reichenau. Der Marktgemeinde Kurort Reichenau im Jahr der Niederösterreichischen Landesausstellung 2003 gewidmet. Edition Terra Nova, Ternitz-Pottschach 2003, S. 91 und 304.
  2. Herm. Cl. Kosel (Hrsg.): Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Gesellschaft für graphische Industrie (Wiener Mode), Wien 1902, Erster Band, S. 30 (Memento des Originals vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hathi.library.illinois.edu
  3. Der Kaiser-Geburtstag. In der Villa Wartholz in Reichenau. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, Nr. 187/1917 (XLIV. Jahrgang), 18. August 1917, S. 4, Mitte rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb.
  4. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers. Die Feier in Wartholz. In: Wiener Zeitung, Nr. 188/1917, 18. August 1917, S. 13, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  5. Das Geburtstagsfest Sr. Majestät des Kaisers. In: Wiener Zeitung, Beilage Wiener Abendpost, Nr. 187/1918, 17. August 1918, S. 1. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  6. Arno Kerschbaumer, Nobilitierungen unter der Regentschaft Kaiser Karl I. / IV. Károly király (1916-1921), Graz 2016 (ISBN 978-3-9504153-1-5).
  7. Eintrag zu Villa Wartholz in Reichenau an der Rax in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich) abgerufen am 13. März 2013.
  8. siehe . Über die aktuelle Eigentümerfamilie siehe Wiener Zeitung 10. März 2012, elektronisch verfügbar

Anmerkungen

  1. Unter anderem 1921 war das Kreisgericht Wiener Neustadt Gerichtsstand für das Vermögen des früheren Kaisers Karl I., da dieser auf Wartholz noch Privatbesitz hatte. – Siehe: Ein interessanter Prozeß gegen den Exkaiser Karl. Die vorzeitige Pensionierung des Fondsgüterdirektors Franz Krauß. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, Nr. 23/1921 (XLVIII. Jahrgang), 28. Jänner 1921, S. 4. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb.

License Information of Images on page#

Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
Wappen von Reichenau an der Rax, Niederösterreich Gemeinde Reichenau an der Rax Autor/-in unbekannt Unknown author
Public domain
Datei:AUT Reichenau an der Rax COA.jpg
H. Ströhl: Die neuen österreichischen, ungarischen und gemeinsamen Wappen. Hrsg. auf Grund der mit d. allerhöchsten Handschreiben vom 10. u. 11. Okt. 1915, bezw. 2. u. 5. März 1916 erfolgten Einführung. Wien 1917. Transparency added by User:Hannes 2 using preparatory work and tips in the German Bilderwerkstatt .
Public domain
Datei:Austria-Hungaria transparency.png
Positionskarte von Niederösterreich Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte: N: 49.02796° N S: 47.38301° N W: 14.44565° O O: 17.07430° O Own work, based on Austria Lower Austria location map.svg SRTM30 v.2 data Tschubby
CC BY-SA 3.0
Datei:Austria Lower Austria topographic location map.png
an icon for castles and fortresses Eigenes Werk Herzi Pinki
Public domain
Datei:Castle.svg
The Wikimedia Commons logo, SVG version. Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa
CC BY-SA 3.0
Datei:Commons-logo.svg
Flagge Österreichs mit dem Rot in den österreichischen Staatsfarben, das offiziell beim österreichischen Bundesheer in der Charakteristik „Pantone 032 C“ angeordnet war ( seit Mai 2018 angeordnet in der Charakteristik „Pantone 186 C“ ). Dekorationen, Insignien und Hoheitszeichen in Verbindung mit / in conjunction with Grundsätzliche Bestimmungen über Verwendung des Hoheitszeichens sowie über die Fahnenordnung des Österreichischen Bundesheeres. Erlass vom 14. Mai 2018, GZ S93592/3-MFW/2018 . Bundesministerium für Landesverteidigung
Public domain
Datei:Flag of Austria.svg
Schloss in de:Laxenburg Eigenes Werk Karl Gruber
CC BY 3.0
Datei:Laxenburg 8483.jpg
Militär-Maria-Theresien-Orden , Verleihungen 1918 Obere Reihe (von links nach rechts): FML. von Nagy , Oberst von Haas , FML Dr. Bardolff , Oberst Lehar Mittlere Reihe (von links nach rechts): Oberst Schöbel , der Kaiser im Gespräch mit den Theresienrittern, FML. von Dani Untere Reihe (von links nach rechts): GM. Boeriu , Hauptmann von Cavallar , FML. von Rozwadowsky , Oberleutnant Ungar , Oberst Wächter Photo: Brüder Schuhmann. Sport & Salon , 25. August 1918, p. 5 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sus&datum=19180825&seite=5&zoom=33 Brüder Schuhmann Ludwig Schuhmann (1878/79–1935) Heinrich Schuhmann (?–1940)
Public domain
Datei:Maria Theresia Orden Ordensträger 1918.jpg
Piktogramm zum Kennzeichnen von Informationen bei einer Wahl/Abstimmung. Own illustration, 2007 Arne Nordmann ( norro )
Public domain
Datei:Pictogram voting info.svg
https://www.bildarchivaustria.at/Preview/15568974.jpg Catalog: https://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=15568974 K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle - Wien
Public domain
Datei:Promotion d.Theres.Ritter im Schloss Wartholz.17.8.17. (BildID 15568974).jpg