Zuckerbäcker#
So lange Zucker rar und teuer war, wurde er in der Apotheke verkauft, wo im 15. Jahrhundert auch Konfekt erhältlich war. So geht der Beruf des Konditors auf den des Apothekers zurück. Der Zuckerbäcker heißt nicht so, weil er zuckerhaltigen Teig bäckt, sondern weil er den ursprünglich per Schiff ankommenden Rohrzucker als Zuckerhüte ("Broden") zusammenbuk.
Als erster Wiener "Confectmacher", der kein Apotheker war, erscheint 1515 Hanns Eysngrein. Ende des 16. Jahrhunderts gab es mehrere Zuckerbäcker, die zu den freien Künsten zählten und sich erst 1744 zunftmäßig organisierten. Die Arbeitstracht des Zuckerbäckers entspricht der des Koches, mit der (etwas weniger hohen) gestärkten, weißen Mütze (oder einem Schiffchen), zweireihiger Jacke, grau-weiß gemusterter Hose und Schürze (Fürtuch). Das Handwerk der österreichischen Zuckerbäckerei wurde 2022 als traditionelles Handwerk in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Zuckerbäcker (seit den 1960er- Jahren auch in Österreich Konditoren genannt) erzeugen u.a. Kaffeegebäck, Desserts, Torten, Teegebäck, Kunstzuckerarbeiten, Zuckerdekor, Speiseeis, Schokoladeguss, Bonbons und Marzipan. Von den Jahresfesten abhängige Saisonwaren waren z.B. Marzipanschweinchen zu Neujahr, Faschingskrapfen (nur von Silvester bis Aschermittwoch), Godenkipfel mit eingebackenem Geldstück zu Ostern, Osterstriezel, Biskuitlämmer, Törtchen mit weißer und rosa Staubzuckerglasur, Muttertagsherzen aus Biskuitmasse, Kirtagbäckerei, Allerheiligenstriezel, Weihnachtsbäckerei, sowie spezielle Torten zu Geburtstagen, Namenstagen, Hochzeiten und Jubiläen.
Quellen:
Werner Galler. Die Kunst der Zuckerbäcker (Ausstellungskatalog) Wien 1982
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 131 f.
Bild:
Marzipanschweinchen zu Neujahr. Foto: Doris Wolf