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28 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
Fortschritte in den Neurowissenschaften
Die jüngsten Entwicklungen in den Neurowissenschaften wecken immer mehr das
Interesse von Bildungsfachleuten – sie wollen die Interaktionen zwischen biologischen
Prozessen und menschlichem Lernen besser verstehen. Zwar mag es noch zu früh
sein, um entsprechende Entwicklungen in die Bildungspolitik einfliessen zu lassen,
aber ihr Potenzial, die Lehr- und Lernpraktiken zu verbessern, ist vielversprechend.
Beispielsweise helfen uns die neusten Erkenntnisse über die Entwicklung und
Funktionsweise des Gehirns in verschiedenen Lebensphasen besser zu verstehen,
wie und wann wir lernen.
Einige der wichtigsten Erkenntnisse betreffen die «sensiblen Perioden» von Lern-
aktivitäten.41 Sie zeigen, dass der Spracherwerb seinen Höhepunkt in jungen Jah-
ren erreicht. Das unterstreicht die Bedeutung der frühkindlichen Bildung und die
Möglichkeiten eines Erwerbs von Mehrsprachigkeit in jungen Jahren. Andere Er-
kenntnisse betreffen die «Plastizität» des Gehirns und dessen Fähigkeit, sich während
des ganzen Lebens in Reaktion auf Umweltanforderungen zu verändern.42 Das un-
ter stützt die Idee vom lebenslangen Lernen und von der Bereitstellung geeigneter
Lernmöglichkeiten für alle, unabhängig vom Alter.
Ausserdem müssen wir den Einfluss von Umgebungsfaktoren wie Ernährung,
Schlaf, Sport und Erholung auf das optimale Funktionieren des Gehirns ernst neh-
men. Und ebenso wichtig: Wir müssen die Notwendigkeit ganzheitlicher Ansätze
erkennen, die die starke gegenseitige Abhängigkeit von physischem und geistigem
Wohlbefinden berücksichtigen, ebenso wie die Wechselwirkungen zwischen emo -
t i onalen und kognitiven, analytischen und kreativen Gehirnfunktionen. Die neu en
Forschungsrichtungen in den Neurowissenschaften werden uns helfen, die Be
zie-
hungen zwischen Anlage und Umwelt besser zu verstehen und unsere Bildungs-
initiativen dadurch zu verfeinern.
Klimawandel und alternative Energiequellen
Der Klimawandel zählt zu den grössten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Das
betrifft sowohl die Massnahmen zu seiner Bekämpfung als auch die Anpassungen zur
Bewältigung seiner negativen Auswirkungen. Bekämp
fungsmassnahmen erfordern
ein konzertiertes Vorgehen, um Emissionen zu senken und weitere drastische Folgen
für unseren Planeten zu verhindern. Mit Anpassungen sollen Gefährdungen reduziert
und eine Robustheit gegenüber den negativen Auswirkungen aufgebaut werden. Hier
kommt der Bildung die überaus wichtige Aufgabe zu, das Bewusstsein für Klimaschutz
und Anpassungen zu schärfen und Verhaltensänderungen zu bewirken.43
41 OECD 2007. Understanding the brain: The birth of a learning science. Paris, EDUCERI-OECD.
42 ibd.
43 Lutz, W., Muttarak, R. und Striessnig, E. 2014. Universal education is key to enhanced climate adaptation.
Science. 28. November 2014. Vol. 346, Nr. 6213. Education is key to climate adaptation. www.iiasa.ac.at/
web/home/about/news/20141127-Science-Pop.html [Abfrage Februar 2015].
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften