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44 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
Kasten 6 – Kinder mit Behinderungen werden oft übersehen
Kindern mit Behinderungen wird oft das Recht auf Bildung vorenthalten. Über ihre Schulbesuchsmuster ist
allerdings wenig bekannt. Die vorhandenen Daten über Kinder mit Behinderungen sind unüberschaubar.
Dabei sind Daten entscheidend, um sicherstellen zu können, dass eine Politik betrieben wird, die auf die
Bedingungen dieser Kinder eingeht.
Einer Schätzung zufolge lebten 2004 93 Millionen Kinder unter 14 Jahren – bzw. 5,1 Prozent der Kinder auf
der ganzen Welt – mit einer «mittleren oder schweren Behinderung». Dem World Health Survey zufolge
war bei Menschen im erwerbsfähigen Alter, aber mit Behinderungen in 14 von 15 Ländern mit niedrigem
oder mittlerem Einkommen die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Grundschule abgeschlossen hatten, um
ein Drittel niedriger. In Bangladesch beispielsweise hatten 30 Prozent der Menschen mit Behinderungen
die Grundschule absolviert, gegenüber 48 Prozent der Menschen ohne Behinderung. In Sambia waren es
entsprechend 43 bzw. 57 Prozent, in Paraguay 56 bzw. 72 Prozent.
Es hat sich gezeigt, dass bei Kindern mit grösserem Risiko einer Behinderung eine weit höhere
Wahrscheinlichkeit besteht, dass ihnen die Möglichkeit des Schulbesuchs verwehrt wird. In Bangladesch,
Bhutan und im Irak bestand bei Kindern mit geistigen Defiziten die höchste Wahrscheinlichkeit, dass ihnen
dieses Recht verwehrt würde. Beispielsweise hatten im Irak im Jahr 2006 10 Prozent der 6 bis 9 Jährigen
ohne Risiko einer Behinderung nie die Schule besucht, während es bei Kindern, bei denen die Gefahr
einer Hörbehinderung bestand, 19 Prozent waren und bei Kindern mit grösserem Risiko einer geistigen
Behinderung 51 Prozent. In Thailand waren 2005/2006 fast alle 6 bis 9 Jährigen ohne Behinderung zur
Schule gegangen, trotzdem aber hatten 34 Prozent der Kinder mit Geh oder Bewegungsbehinderungen
nie die Schule besucht.
Quelle: UNESCO. 2014. Teaching and Learning: Achieving quality for all. EFA Global Monitoring Report 2013–2014:
Paris, UNESCO.
Gleichstellung der Geschlechter in der Grundbildung
Die Gleichstellung der Geschlechter in der Bildung wird traditionell eng mit der Ge-
schlechterparität auf verschiedenen Stufen der formalen Bildung in Verbindung
ge bracht. Das Geschlecht ist in der Bildung traditionell ein Faktor der Ungleichheit
und Disparität, meistens zum Nachteil der Mädchen und Frauen. Doch stellen wir
bedeutende Fortschritte fest, insofern sich diese Kluft seit dem Jahr 2000 weltweit
verringert. Ein grösserer Anteil der Mädchen und Frauen hat heute Zugang zu einer
formalen Bildung auf verschiedenen Stufen. Tatsächlich wurde in Mittel- und Osteuropa,
Zentralasien, Ostasien und dem pazifischen Raum, Lateinamerika und der Karibik, Nord-
amerika und Westeuropa eine Geschlechterparität in der Grundschulbildung erreicht.
Ausserdem wurden seit 2000 bedeutende Fortschritte in Bezug auf die Verringerung
der Kluft zwischen den Geschlechtern erzielt, namentlich in Süd- und Westasien sowie
in geringerem Masse in Subsahara-Afrika und in den arabischen Staaten. Trotz der
bedeutenden Fortschritte handelt es sich jedoch bei der Mehrheit der Kinder, die
keine Schule besuchen, um Mädchen, und weltweit sind zwei Drittel der Jugendlichen
und Erwachsenen, die sich auf einem niedrigen Alphabetisierungsniveau befinden,
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften