Seite - 51 - in Bildung überdenken - Ein globales Gemeingut?
Bild der Seite - 51 -
Text der Seite - 51 -
2. Bekräftigung eines humanistischen Ansatzes 51
gegenwärtige Kontext der Transformation der Bildungslandschaft bietet Gelegenheit,
um alle Lernräume zu vereinigen, indem Synergien zwischen formalen Bildungs-
und Ausbildungsinstitutionen sowie anderen Bildungserfahrungen erzeugt werden.
Dadurch entstehen auch neue Möglichkeiten für Experimente und Innovation.
Kasten 10 – Das «Hole in the Wall»-Experiment
Dr. Sugata Mitra, Leitender Wissenschaftler am NIIT in Indien, ist für das Hole in the Wall Experiment
bekannt. Schon 1982 hatte er mit der Idee eines eigenständigen Lernens mithilfe eines Computers
gespielt. 1999 schliesslich brach Sugata Mitras Team ein Loch in die Wand, die das Gelände des NIIT vom
angrenzenden Slum in Kalkaji, Neu Delhi trennte. In dieses Loch wurde ein frei zugänglicher Computer
hineingestellt.
Die Slumbewohner, vor allem Kinder, zeigten ein grosses Interesse am Computer und lernten ihn ohne
vorangegangene Erfahrung selber zu benutzen. Aufgrund dieser Beobachtung wurde folgende Hypothese
aufgestellt: Grundlegende Computerkenntnisse können von beliebigen Kindern durch zufälliges Lernen
erreicht werden, wenn sie Zugang zu einem passenden Computer mit unterhaltsamem und motivierendem
Inhalt sowie minimale (menschliche) Anleitung erhalten.
Bestärkt durch den Erfolg mit dem Kalkaji Experiment wurden frei zugängliche Computer in Shivpuri (einer
Stadt in Madhya Pradesh) und in Madantusi (einem Dorf in Uttar Pradesh) aufgestellt. Diese Experimente
wurden als die «Hole in the Wall» Experimente bekannt. Die Ergebnisse in Shivpuri und Madantusi
bestätigten jene der Experimente in Kalkaji. Wie es schien, erwarben die Kinder an diesen beiden Orten
ihre Computerkenntnisse auf sich allein gestellt. Diese neue Art des Lernens ist als minimal
invasive
Bildung (Minimally Invasive Education) bekannt geworden.
Seit seinen Anfängen 1999 ist das Hole in the Wall Experiment von einem einzigen Computer in Kalkaji,
Neu Delhi, auf über hundert Computer an verschiedenen Orten – manche davon sehr abgelegen oder
unzugänglich – in ganz Indien wie auch in Bhutan, Kambodscha und der Zentralafrikanischen Republik,
angewachsen.
Anmerkung: NIIT Limited ist ein indisches Unternehmen mit Sitz in Gurgaon (Indien), das mehrere
kommerzielle Bildungsinstitute betreibt.
Quelle: Adaptiert aus: www.hole in the wall.com [Abfrage Februar 2015]
Mobiles Lernen
In jüngster Zeit ist ein beachtliches Interesse am Einsatz mobiler Technologien für das
Lernen aufgekommen. Das mobile Lernen, allein oder in Kombination mit anderen
Informations- und Kommunikationstechnologien, ermöglicht das Lernen jederzeit und
überall.77 Diese Technologien entwickeln sich ständig weiter. Derzeit umfassen sie
Mobiltelefone, Smartphones, Tabletcomputer, E-Reader, tragbare Audioplayer und
77 UNESCO. 2013. Policy Guidelines for mobile learning. Paris, UNESCO.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften