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52 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
Handheld-Konsolen. Das Aufkommen neuer Technologien hat die Art der Bildungs-
prozesse drastisch verändert. Leichte, tragbare Geräte – von Mobiltelefonen über
Tablet-PCs bis zu Palmtops – haben das Lernen von den festen, vorgegebenen
Durchführungsorten losgelöst und die Art des Wissens in den modernen Gesellschaften
verändert.78 Das Lernen ist dadurch informeller, persönlicher und allgegenwärtig
geworden.79 Die mo
bilen Technologien sind für Pädagogen sowohl aufgrund ihrer
geringeren Kosten im Vergleich zu Desktop-Computern als auch aufgrund ihrer
Integration vielfältiger Ressourcen aus dem Internet besonders interessant.80
Kasten 11 – Mobile Alphabetisierung für Mädchen in Pakistan
Das Mobile Literacy Project der UNESCO setzte Mobiltelefone zur Ergänzung und Unterstützung der
herkömmlichen Alphabetisierungskurse ein, an denen 250 junge Mädchen in abgelegenen Gebieten
Pakistans teilnahmen. Der Analphabetismus ist in Pakistan ein akutes Problem, von dem überproportional
viele Frauen und Mädchen betroffen sind. Die Alphabetisierungsrate beträgt unter den Erwachsenen im
Land bei den Männern 69 Prozent, bei den Frauen aber nur 40 Prozent. Weil die Bildungsforschung zeigt,
dass eine neu erworbene Lese und Schreibkompetenz schnell verkümmert, wenn sie nicht konsequent
praktiziert wird, wünschten sich die Projektplaner eine Möglichkeit, um die Mädchen nach Abschluss
ihres Kurses aus der Ferne zu unterstützen.
Die einzige Möglichkeit, um mit Teilnehmerinnen zu kommunizieren, die in Dörfern ohne Computer oder
zuverlässige Festnetz Internetanschlüsse lebten, waren deshalb Mobiltelefone. Die Programminstruktoren
schickten SMS an ihre Schülerinnen und erinnerten Sie daran, das Schreiben von Hand zu üben oder
Passagen aus einem Arbeitsbuch erneut zu lesen. Ausserdem stellten die Instruktoren den Schülerinnen
Fragen, die sie per SMS beantworteten. Mittels dieser Aktivitäten und Kommunikation wollte man die
Lese und Schreibkompetenz, die die Mädchen in den Kursen erworben hatten, vertiefen.
Bevor das Projekt mobile Geräte einbezog, erzielten nur 28 Prozent der Mädchen, die den
Alphabetisierungskurs absolviert hatten, bei einer späteren Prüfung die Note «A». Mit der mobilen
Unterstützung dagegen erzielten über 60 Prozent der Mädchen die Note «A». Gestützt auf diesen ersten
Erfolg wird das Projekt derzeit ausgebaut. Es erreicht heute über 2500 Schülerinnen.
Quelle: UNESCO. 2013. Policy Guidelines For Mobile Learning. Paris, UNESCO, S. 15.
Durch seine zunehmende Ausbreitung in verschiedenen Bildungssektoren hat das
mobile Lernen die Grund- und Hochschulbildung vorangetrieben sowie die formale und
informelle Bildung miteinander verbunden.81 Günstige, mobile Lerngeräte besitzen dank
78 O’Malley, C., Vavoula, G., Glew, J.P., Taylor, J., Sharples, M. und Lefrere, P. 2003. MOBIlearn WP4 -
Guidelines for Learning/Teaching/Tutoring in a Mobile Environment. www2.le.ac.uk/Members/gv18/gv-
publications [Abfrage Februar 2015].
79 Traxler, J. 2009. Current State of Mobile Learning. M. Alley (Hrsg.), Mobile Learning Transforming the
Delivery of Education and Training Athabasca, AB, Canada, AU Press. S. 9–24.
80 Kukulska-Hulme, A. 2005. Introduction. J. Traxler and A. Kukulska-Hulme (Hrsg.), Mobile learning – a
handbook for educators and trainers, New York, Routledge, S. 1–6.
81 Traxler, op. cit.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften