Seite - 77 - in Bildung überdenken - Ein globales Gemeingut?
Bild der Seite - 77 -
Text der Seite - 77 -
4. Bildung als Gemeingut? 77
vermehrt Ansprüche auf Mitsprache in öffentlichen
Angelegenheiten und auf Veränderungen bei der lokalen
und globalen Governance. Die allgemeinen Forderungen
nach grösserer Verantwortlichkeit, Offenheit, Chancen-
gleichheit und Gleich berechtigung in öffentlichen An-
gelegenheiten werden zahlreicher. Obwohl die For-
derungen nach mehr Mitspracherecht zum grossen
Teil auf lokaler oder nationaler Ebene erhoben
werden, nehmen sie doch auch länderübergreifend
zu und betreffen Themen von weltweitem Belang.
Nichtstaatliche Akteure, seien es zivilgesellschaftliche
Organisationen oder kommerzielle Unternehmen,
bekommen eine wichtigere Rolle in der Handhabung
öffentlicher Angelegenheiten auf lokaler, nationaler
und globaler Ebene. Das gilt auch für die Bildungspolitik, in welcher der öffentliche
und der private Sektor ein Interesse am Aufbau inklusiver Wissensgesellschaften
haben. Wie wir feststellen, hat ein solches grösseres Mitspracherecht Auswirkungen
auf Lehrpläne, Lehrbücher und auf die Politik zur Förderung benachteiligter Gruppen
(Affirmative Action).
Zunehmend private Akteure im Bildungsbereich
Der Trend hin zu einer Privatisierung des Bildungswesens nimmt weltweit auf
allen Stufen zu. In den letzten zehn Jahren hat die Einschreibungsrate an privaten
Bildungsinstituten zugenommen. Das gilt vor allem für den Grundschulbereich in
Ländern mit niedrigerem Einkommen sowie für den postsekundären, nichttertiären
Bildungsbereich in höher ent wickelten Ländern und in Zentralasien.124 Die Pri va-
tisierung im Bildungsbereich lässt sich als Prozess verstehen, der Aktivitäten, Mittel,
Management, Funktionen und Verantwortlichkeiten, die die Bildung betreffen, von
staatlichen bzw. öffentlichen In sti tutionen zu Privatpersonen und privaten Organisa-
ti onen überträgt.125 Im Fall der Schulbildung nimmt dieser Prozess verschiedenste
Formen an: Konfessionsschulen, Privatschulen mit niedrigen Gebühren, durch Ent-
wicklungszusammenarbeit finanz ierte oder von Nichtregierungsorganisationen
(NGO) geführte internationale Schulen, Charter Schools, im Auftragsverhältnis oder mit
Bildungsgutscheinen operierende Schulen (Contract Schools und Voucher Schools),
Hausunterricht und privater Nachhilfeunterricht, markt- und gewinnorientierte
Schulen.126 Zwar sind private Akteure im Bildungswesen nichts Neues, aber «das
124 UIS-Datenbank. Zeitraum: 2000–2011.
125 Adaptiert aus: Right to Education Project. 2014. Privatisation of Education: Global Trends of Human Rights
Impacts. London, Right to Education Project.
126 Patrinos, H.A. et al. 2009. The Role and Impact of Public-Private Partnership in Education. Washington,
DC, Weltbank.
Lewis L. und Patrinos H.A. 2012. Impact Evaluation of Private Sector Participation in Education. London,
CfBT Education Trust.
Right to Education Project. 2014. Privatisation of Education: Global Trends of Human Rights Impacts.
London, Right to Education Project. Die allgemeinen For
de
rungen nach grösserer
Verantwortlichkeit,
Offenheit,
Chancengleichheit und
Gleich
berechtigung
in öffentlichen
Angelegenheiten
werden zahlreicher.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften