Seite - (000096) - in Bildung überdenken - Ein globales Gemeingut?

Wir leben in einer Welt, die von Veränderungen, Komplexität und Paradoxa geprägt ist. Wirtschaftswachstum und Wohlstandsförderung haben zwar die globalen Armutsquoten verringert, aber Benachteiligung, Ungleichheit, Ausschluss und Gewalt haben innerhalb wie zwischen den Gesellschaften auf der ganzen Welt zugenommen. Nicht-nachhaltige Muster der wirtschaftlichen Produktion und Konsumtion tragen zur globalen Erwärmung, Umweltzerstörung und zur Zunahme von Naturkatastrophen bei. Ausserdem stellen die Umsetzung und der Schutz dieser Normen trotz der Festigung der internationalen Rahmenbedingungen im Bereich der Menschenrechte, die in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat, nach wie vor eine Herausforderung dar. Und obwohl technische Fortschritte zu einer stärkeren Vernetzung beitragen und neue Möglichkeiten des Austauschs, der Zusammenarbeit und der Solidarität eröffnen, lässt sich auch eine Zunahme von kultureller und religiöser Intoleranz, von identitätsbasierter politischer Mobilisierung und von Konflikten feststellen. Diese Veränderungen haben zur Folge, dass auch für das Lernen ein neuer Kontext entsteht, der massgebliche Folgen für die Bildung hat. Noch nie war das Nachdenken über den Zweck von Bildung und über die Organisation des Lernens so dringend wie heute. Der vorliegende Band will zur Diskussion über diese Fragen anregen. Er wird getragen von einer humanistischen Vision von Bildung und En- twicklung, deren Basis der Respekt vor dem Leben und der menschlichen Würde, Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt, in- ternationale Solidarität sowie die gemeinsame Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft bilden. Die Autoren empfehlen, Bildung und Wissen als globale Gemeingüter zu betrachten, um den Zweck und die Organisa- tion von Bildung – verstanden als kollektives, gesellschaftliches Unterfan- gen in einer komplexen Welt – optimal aufeinander abzustimmen. 9 783033056138 ISBN 978-3-033-05613-8